Mit dem Hass ist das ja so eine Sache. So richtig gut tut er einem meistens dann auch wieder nicht. Menschen abgrundtief zu hassen ist auf Dauer problematisch, wenn es um das eigene Sozialleben geht.
Was aber tun, wenn man mit dieser fröhlich feiernden Meute und diesem seichten zwischenmenschlichen Getue nichts anfangen kann und am liebsten dabei kotzen würde? Richtig: Deprimierende Video-Clips produzieren und fortan Musik machen, die sich als „jazzige Hassmusik“ recht treffend betiteln lässt.
„Jazz“ machen „The Hirsch Effekt“ natürlich dann doch nicht wirklich. Möglicherweise ist die Basis gar „Metal“. Aber nicht der Metal, der nach Formeln funktioniert und zu dem sich abfeiern und gepflegt Headbangen lässt. Die Musik von „The Hirsch Effekt“ nimmt nicht den geraden und nahe liegenden Weg, sondern mag die komplizierten und steinigen Umwege.
Der allgemeinen Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation wird mit Komplexität und einer Überdosis Struktur begegnet. Weinerliches Suhlen in Geräusch-Flächen und weißem Rauschen ist die Sache dieser Band nicht. Mit dieser Band lässt sich Licht ins Dunkel bringen und Ordnung ins Chaos. Der Hass auf Alles und Jeden lässt sich mit dieser Musik hervorragend kanalisieren.
Nach einem Konzert von „The Hirsch Effekt“ weiß man, dass die Welt dem Untergang geweiht ist und dass das mit den Menschen garantiert nichts mehr wird. Aber wenigstens ist man sich auch sicher, dass man diesem prä-apokalytischen Zustand noch ein paar zwingende, teuflisch harte und gottverdammt gefinkelte Songs abringen kann. Das ist schön. Und führt zu Feierlaune. Trotz allem. Oder gerade deswegen. Denn wer weiß wie lange noch. Bis zur Apokalypse oder bis zu dem Zustand, an dem man vom Hass absolut zerfressen sein wird.
Titelbild: Blackwork - P. Diercks