Autoren haben kein Recht jemandem (Wahl)Tipps oder gar konkrete (Wahl)Empfehlungen zu geben. Dieses Recht ist den Parteien vorbehalten und einigen wenigen Meinungsbildnern überlassen. Überhaupt nerven solche gut gemeinten Überzeugungsversuche und #vote4irgenwen-Calls ungemein. Ich werde trotz der schlechten Vorzeichen nun über meine Beobachtungen schreiben. Und dies, ohne den Hauch einer Empfehlung, aber auch ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten oder den guten Geschmack. Denn …
Als „ein Rennen um die Hofburg“ kann man den laufenden Wahlkampft eigentlich nicht bezeichnen. Viel eher gleicht der Kampf um den obersten Prestige-Posten des Landes einem Stolpern oder Kriechen. Kein Kandidat hat auch nur annähernd das Potential, um aus der Masse herauszustechen und das Land, oder zumindest den Großteil des Landes, hinter sich zu vereinen. Ein klarer Gewinner, ein Mensch mit Strahl-Kraft (!) ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Die Kandidaten wirken blass und bereits vor der Wahl wie Verlierer. Bleibt nur die Frage welcher Verlierer am Ende am wenigsten Verlieren wird und sich Sieger nennen darf.
Ein Kompriss-Präsident wird es werden. Sprich, niemand, der den Menschen Mut macht und als Leuchtturm in stürmischen Zeiten wie diesen fungieren kann. Niemand, der von allen akzeptiert, sondern höchstens toleriert und aller Wahrscheinlichkeit nach, vom Großteil einfach ignoriert wird.
Wer trotz allem noch nicht aufgegeben hat und weiterhin an die Demokratie glaubt, der wird sich spätestens in diesen Tagen überlegen müssen, wo er/sie sein Kreuz setzt. Bloß wo? Man muss nicht einmal die neuesten Umfragen beachten, sondern schlicht seinen Hausverstand einschalten oder den Bewerbern in die müden Augen blicken, um zu erkennen, wie das Ganze laufen wird.
Am Ende, ganz hinten, dort wo zwar kein Pfeffer wächst, aber das Kasperle seine Cathy vor dem bösen Krokodil rettet, spielt ein Baumeister seine Paraderolle. Knapp davor geben sich zwei ehemalige Politgrößen selbst den Gnadenschuss. 2 Broke Boys, ist noch der netteste Ausdruck der einem für diese beiden Herren einfällt. Immerhin sind sie nicht nur ähnlich erfolgreich wie die beiden Damen aus der namensverwandten US-Sitcom, Cupcackes mit weicher Füllung, sind zudem genau das richtige Happi-Happi, das Leuten in diesem Alter serviert gehört.
Verlässt man das Elendsviertel der Aussichtslosigkeit und wendet sich den hoffnungsvolleren Kandiaten zu, sinkt der Unterhaltungswert deutlich. Die Dame im „Wettkriechen um die Hofburg“ ist zwar die einzig echte unabhängige Kandidatin, hat aber das Auftreten und die Wirkung einer liebevollen Großmutter, very british, mehr aber auch nicht. Ihre beiden schärfsten Konkurrenten könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine spricht in Parolen, möchte am liebsten alle drei Gewalten in sich vereinen und sieht sich selbst als starke Führungspersönlichkeit. Der andere spricht in wissenschaftlichen Worten, möchte als unabhängig gelten und wirkt, als hätte er den Zenit um Generationen überschritten.
Am Ende wird es wohl darauf hinauslaufen, dass circa ein Drittel der Menschen in Österreich Parolen „leiwand“ findet, ein Drittel nicht wählen geht und ein Drittel parteitreu bleibt. In der unumgänglichen Stichwahl wird sich dann zeigen, wie viel Österreich aus seiner Geschichte wirklich gelernt hat. All das sind keine neuen Erkenntnisse, sondern schlichte Beobachtungen, ohne jede Form der Empfehlung. Ich habe nur eine kleine Bitte: #vote4irgendwen … ansonsten wird ein Drittel schnell zur Mehrheit und das, lieber Herr und liebe Frau Österreicher, wollen wir alle nicht (mehr) erleben.
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