Das erwartet euch im "Audioversum" in Innsbruck

10 Minuten Lesedauer

Hören und Zuhören


Das Hören hat mehrere Ebenen. Zum einen beschreibt es den menschlichen Sinn, die Umwelt akustisch wahrzunehmen. Mit Hilfe unseres Gehörs orientieren wir uns, erkennen wir vertraute Geräusche wieder. Unerwartete, zu laute oder fremdartige Geräusche hingegen irritieren uns. Was und wie wir hören hat auch viel mit Erfahrung zu tun. Wir vergleichen, haben bestimmte Erwartungshaltungen, empfinden manche Geräusche, Harmonien oder Musikstücke als angenehm oder als störend.
Andererseits hat das Hören viel mit Zuhören zu tun. Beim Zuhören kommt die Ebene des Verstehens und Interpretierens ins Spiel. Wir hören zum Beispiel die Stimme eines Menschen und hören und verstehen nicht nur den Inhalt, sondern auch die Art und Weise, wie gesprochen wird. Diese kann dazu beitragen, dass das Gesprochene in seiner Bedeutung unterstrichen oder auch konterkariert wird.
Interaktiv und originell
Das Thema Hören ist somit omnipräsent. So sehr, dass wir uns darüber kaum mehr Gedanken machen. So sehr, dass wir uns im Alltag kaum mehr die Frage stellen, wie das Hören funktioniert und ob nicht auch die Möglichkeit besteht, dass uns unser Gehör täuscht und in die Irre führt.
Das „Audioversum“ ist der optimale Ort, um mehr über die Funktionsweise des Hörens selbst zu erfahren und sich mit Themen zu befassen, die sich rund um das Hören entfalten. Die wechselnden Sonderausstellungen zeigen neben der dauerhaften Hauptausstellung, dass diese mannigfaltig sind und auch in den nächsten Jahren nicht versiegen werden. Im „Audioversum“ lässt sich auf zum Teil interaktive, immer aber auf originelle und anregende Weise über das Hören nachdenken.


Architektur, Konzept, Exponate


Die Architektur
Der Erkenntnis, dass der Gehörsinn nicht isoliert von unseren anderen Sinnen betrachtet werden kann wird bereits mit dem Architekturkonzept Rechnung getragen. Die Ausstellungsarchitektur beschäftigt sich mit der Idee einer Klanglandschaft. Es werden harte und weiche Materialien verwendet. Die Farben sind neutral und weich. Selbstverständlich wurde mit organischen Materialien die Akustik optimiert. Das alles ermöglicht es, dass leicht und effektiv akustische und optische Akzente gesetzt werden können.
Der Hintergrund
Initiator des Museums ist das Unternehmen MED-EL, das als weltweit führender Anbieter implantierbarer Hörsysteme gilt. Dem Konzept nach ist das „Audioversum“ ein interaktives Museum, in dem sich Technik, Bildung und Kunst zu einer „Hör-Erlebniswelt“ verbinden. An der Entwicklung der Installationen war das „Ars Electronica Center“ in Linz beteiligt.

Wer spricht? Welche Sprache? Welches Geräusch ist das?
Wer spricht? Welche Sprache? Welches Geräusch ist das?

Die Ausstellung
Anhand der Stationen des Museums wird deutlich, dass es nicht immer hochwissenschaftlich zugehen muss. In jedem Fall werden wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und Phänomene auf spielerische, interaktive und lustvolle Weise an die Besucherinnen und Besucher vermittelt. Auch für Kinder eignet sich ein Besuch hier also bestens.
Noch vor dem Betreten der eigentlichen Ausstellung findet sich ein „Schreiraum“, in welchem man die Lautstärke der eigenen Stimme mit jener von Tieren vergleichen kann. Über die Klangtreppe gelangt man schließlich ins Obergeschoss. In der Klangwelt beschäftigt man sich  damit, welcher Lärmbelastung jeder von uns täglich ausgesetzt ist. Im selben Raum gilt es, nur mit einem Kopfhörer und seinem eigenen Gehör ausgestattet, Vögel zu orten und zu befreien.
Ein virtuelles Ohr, eine Klangreise und eine Knochenleitung warten ebenfalls auf Groß und Klein entdeckt, erfahren und erlebt zu werden. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die Haarzelllen-Station. Bei dieser bringen Berührungen überdimensionale Haarzellen zum Schwingen, was dazu führt, dass eine Melodie zu hören ist. Biegt man die Haarzellen, werden unterschiedliche Frequenzbereiche deaktiviert.
Die MED-EL World
Neben weiteren Stationen gelangt man schließlich in die „MED-EL-World“, in der man Einblicke in die Welt der Hörimplantate erhält. In dieser wird die rasend schnelle Entwicklung von Hörimplantaten thematisiert und mit Videos und Zeitdokumenten dargestellt.


Die Kunst des Hörens


Sämtliche Stationen folgen somit einer ganz konkreten Intention. Die Selbstverständlichkeit und Alltäglichkeit des Hörens soll hinterfragt werden. Wir sind tagtäglich mit einer Vielzahl an Geräuschen umgeben, nehmen sie aber kaum mehr bewusst wahr.
Erst recht gelingt es uns nicht, die tatsächliche Lautstärke oder gar die Schädlichkeit von zu lauten Geräuschen zu erfassen und zu verstehen. Wir nehmen unsere Fähigkeit des Hörens als gegeben hin. Was aber, wenn wir mit der Zeit immer weniger hören oder gar ein totaler Hörverlust droht? Was passiert außerdem, wenn uns unser Gehör täuscht?
Bei solchen Fragestellungen ist die Kunst nicht mehr fern. Auch ihr liegt daran, mit dem Mythos der Selbstverständlichkeit des Hörens zu brechen. Im „SoundLabor“ lässt sich mit Klängen, Schall und Tönen experimentieren. Damit wird hier bei Kindern und Jugendlichen vor allem auch das Bewusstsein für die Beschaffenheit von alltäglichen und experimentelle Klängen und Sounds geschaffen. Und wer weiß schon, wie zum Beispiel Farben klingen?
Kultur

Ja. Im "Audioversum" darf auch gerockt werden.
Ja. Im „Audioversum“ darf auch gerockt werden.

In verschiedenen Workshops ist es außerdem möglich, sein eigenes Hörspiel zu gestalten oder sich mit den Klängen der Stadt Innsbruck intensiver zu beschäftigen. Bei „ConTakt“ lässt sich der Faszination der „Alten Musik“ näherkommen, die in Innsbruck eine jahrhundertelange Tradition vorzuweisen hat.
Konzerte
Bei diversen Konzerten wird dann endgültig der Sprung zur Musik und zur Kunst gewagt. Während ansonsten viel mit Klängen experimentiert wird und musikalische Phänomene spannend thematisiert stehen hier Konzerte und Hörerlebnisse im Mittelpunkt. Es wurde bereits der Frage nachgegangen, ob und wie Vogelgesänge Barockmusik inspiriert haben. Außerdem gab die weltweit gefeierte Theremin-Spielerin Carolina Eyck ihr Wissen weiter, später ein Konzert und lud darüber hinaus zum gemeinsamen Musizieren ein.


Sonderausstellung


Seit 09. März 2016 steht darüber hinaus die metaphorische Türe weit offen, wenn es um das Thema sehen geht. Unter dem Titel „Illusionen – Täuschung der Sinne“ dürfen sich die Besucherinnen und Besucher fragen, ob wirklich alles so ist, wie es scheint. Dabei wird unter anderem auch verdeutlicht, wie Hören und Sehen zusammenhängen.
Das alles – und noch viel mehr – gibt es im „Audioversum“ zu erleben, zu hören und zu sehen. Es ist höchste Zeit sich mit dem Thema Hören intensiver zu beschäftigen. Selten ist es möglich, dies auf so spielerisch, leichtfüßige und interessante Art zu tun.


Das „Audioversum“ auf einen Blick


Was genau bekommt ihr im „Audioversum“? Hier noch ein kleiner Gesamtüberblick:
Hauptausstellung: Schreiraum, Klangtreppe, Klangwelt, Binaurales Spiel, Virtuelles Ohr, Klangreise, Knochenleitung, Haarzellen-Station, Auditiver Cortex, Station Gehör (t), Interaktive Zeitleiste (Entwicklung Hörtechnologie), Akustische Täuschungen, Soundogram
Sonderausstellung (seit 09. März 2016): Illusion – Täuschung der Sinne
MED-EL World: Einblicke in die Welt der Hörimplantate
Kreatives und Workshops: SoundLabor, Sound der Stadt, DJ-Workshop, Jodeln lernen und Workshops nach Ankündigung (Workshops nach Voranmeldung)
Kultur: Konzerte, Lesungen, Kinderprogramm, ConTakt, Theater
Gastronomie: Café-Bar K2
Für Schulen: Bestens geeignet als außerschulische Bildungsstätte – Führungen und Workshops (auf Anfrage)
Daten und Fakten: 1000 m² Ausstellungsfläche, 1300 m² Gesamtfläche
Kontakt:
AUDIOVERSUM 
Wilhelm-Greil-Straße 23
A-6020 Innsbruck
www.audioversum.at
office@audioversum.at


Text: Markus Stegmayr
Alle Bilder: (c) Audioversum
Dieser Text wurde vom "Audioversum" ScienceCenter Innsbruck ermöglicht.

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