„Ist ein Hai im Pazifik Pazifist?“ „Kommt drauf an.“ „Worauf?“ „Ob er d’Leit‘ frisst oder ned.“ Dieser Dialog stammt aus der österreichischen Fernsehserie Tohuwabohu, die in den 90er-Jahren im ORF ausgestrahlt wurde. Der Name der Sendung war zugleich ihr Konzept und Motto: Tohuwabohu is a Riesenschmarrn, des hat amoi gesagt werrn müssn. A Riesenschmarrn ist auch der laufende Präsidentschaftswahlkampf, der sich seit Monaten zieht, wie eine Blasenentzündung im Frühherbst.
Noch nie waren die „Is des mühsam“-Aussagen in meinem Bekanntenkreis so häufig, wie in den letzten Wochen und Monaten, gefühlten Jahren. Mittlerweile haben sich die beiden Kandidaten dermaßen oft in TV-Duellen duelliert, dass beide – im Kampf um die nicht existente Mitte – einen irritierenden Rollenwechsel vollzogen haben. Der Ex-Grünenchef und EU-Befürworter wird zum stolzen Heimatliebhaber und der Ex-Wadelbeißer und Ex-Kornblumenträger zum freundlichen Brückenbauer. Verwirrung, um die Karten noch einmal neu zu mischen?
Unsere schöne Alpenrepublik schafft es alle Jahre wieder, weltweit, medial für Aufsehen zu sorgen. Dass es in den jüngsten Berichten nicht um Fiaker, sportliche Erfolge oder Mozart ging, scheint den meisten schlicht „wuascht“ zu sein. Im Schönen der Wahrheit sind wir Österreicher offenbar Weltmeister. Ein US-Professor meinte vor x Jahren einmal zu einem österreichischen Studenten: „Ihr seid das Land, das der Welt glauben macht, Hitler sei Deutscher und Beethoven ein Österreicher. Think about that!“
Selten zuvor wurde in einem Wahlkampf so offensichtlich (!) getrickst, manipuliert und gemogelt, wie in diesem. Offensiv wie noch nie, wurde der Einsatz von rhetorischen Techniken zur Diskussions- und Meinungsmanipulation entlarvt. Nicht zum Nachteil der jeweiligen Kandidaten, aber zum Nachteil der Wahrheit. Wenn nachweisbaren Lügen mehr geglaubt wird, als der Wahrheit, wird die Tugend der Glaubwürdigkeit, für Volksvertreter auf Stimmenfang, schlicht uninteressant.
Alles in allem, ein Mords Tohuwabohu und a Riesenschmarrn, der hoffentlich bald vorüber ist. Wird Zeit, dass die Geschichte endlich ihr Ende findet.
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