Dass Honig nicht gleich Honig ist, sollte mittlerweile allseits bekannt sein. Dass Honig ein Naturprodukt ist und zwar ein hochsensibles noch dazu, ebenso. Wir wollten es aber genau wissen und sind dem Honig auf die Spur gegangen, bis tief hinein ins vordere Zillertal. Wir haben nachgefragt und uns direkt am Bienenhof darüber informiert, wie der zähflüssige, süße, goldene Schatz überhaupt ins Glas kommt, wie viel Arbeit dahinter steckt, wieso man Bienen nur in der Nacht transportieren darf und wieso ein Zillertaler Familienbetrieb Bienenstöcke in Italien hat. Hier die Antworten.
Eine Reise ins Honig Land: von Innsbruck nach Zillertal in Tirol
Es war am vergangenen Mittwoch. Lisa und ich fuhren um 10 Uhr vormittags mit dem Zug von Innsbruck nach Jenbach. Dort angelangt und noch weit von all den Bienen entfernt, wartete bereits das erste Highlight auf uns – die Fahrt mit der Zillertalbahn. Was für ein Erlebnis. Eine Zeitreise in die Vergangenheit, kurz nach der Erfindung der Dampflok. Sitzgarnituren, die in Straßenbahnen vor 50 Jahren schon nicht mehr als modern galten, Heizkörper zwischen den Bankreihen, ein historischer Haltewunsch-Knopf und sogar die Schaffner schienen irgendwie aus einer längst vergangenen Zeit. Viel Charme auf Schienen.
Nun waren wir also angekommen, am Bahnhof Strass im Zillertal. Hinter uns der berühmte Wallfahrtsort und Einsiedelei Maria Brettfall, vor uns der Dorfkern und ein wunderschönes altes Gasthaus. Da keiner von uns je zu Fuß in Strass im Zillertal unterwegs war und wir auch in weitester Ferne kein Bienensummen ausmachen konnten, wählten wir die altmodische Methode und fragen nach, direkt im Gasthof Post. Wir wurden bis an den Ortsrand geschickt. Keine zehn Gehminuten und einige wunderschön erhaltene und geschmückte Bauernhäuser später, erreichten wir den Bienenhof (oder zumindest dessen Schau-Imkerei.) Herzlich willkommen bei Familie Eberharter.
So viel (Wissen über) Honig auf so wenig Quadratmetern
Wir waren noch kaum richtig angekommen, schon ging sie los, die Reise ganz tief rein in das Honigglas. Und davon waren hier so einige da. In dem liebevoll gestalteten Raum reihte sich, auf wenigen Quadratmetern, eine Honig-Spezialität an die nächste. Ich muss offen gestehen, hätte man mich vor diesem Besuch bei Familie Eberharter gefragt wie Honig schmeckt, hätte ich wohl mit den Achseln gezuckt und mit „süß, wie Honig halt so schmeckt“ geantwortet. Das sollte sich aber schnell ändern. Nach der freundlichen Begrüßung war nämlich erst einmal eine Honigverkostung angesagt – und was für eine. Dunkler, malziger Kastanienhonig folgte auf den regionalen, lieblichen Wiesenblütenhonig und wurde abgelöst von fruchtigem und pfiffigen Orangenblütenhonig „made by Zillertaler Bienen“ in Süditalien. Diese drei Sorten sind mir besonders im Kopf geblieben. Die unzähligen anderen Sorten kann man hier täglich, oder jeden Freitag am Bauernmarkt in Innsbruck verkosten und selbst erleben. Der Bienenhof ist übrigens offizieller Honiglieferant von SPAR im Zillertal.
Nach der Verkostung zeigt uns die Tochter des Hauses noch einige besondere Spezialitäten. So erfahren wir, dass Met nicht nur das erste alkoholische Getränk überhaupt war, sondern es auch hier unterschiedlichste Variationen gibt. Vom süßlichen, klassischen Honig-Met, über den etwas rauchigeren, raffinierten Met aus Tannenzapfenhonig, bis hin zum barbarisch klingenden Wikingerblut. (Met mit Kirschsaft) Auf Empfehlung des Hauses sollte man den Met, welcher übrigens sowohl bei den alten Wikingern, als auch in der heutigen Metalszene gleichermaßen beliebt war und ist, am besten eisgekühlt trinken, oder zum Radlermischen verwenden. Auch wenn mir nach der Met-Verkostung etwas warm um Herz und Hirn wurde, war ich noch aufnahmefähig genug, um zu erfahren, dass Propolis das Antibiotikum der Natur ist und zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe wie Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine und Flavonoide enthält.
Honig machen ist kein Honigschlecken, sondern harte Arbeit
Nach der ausgiebigen Produktverkostung werden wir durch die Produktion geführt. Dabei bekommen wir erstmals richtig mit, wie viel Arbeit hinter einem Glas Honig steckt. Alles beginnt in der Natur. Diese muss gesund sein und reichlich Blüten hergeben. Nur dann haben die fleißigen Bienen überhaupt eine Chance, Honig zu produzieren. 200 Millionen Blüten braucht man, um einen Kilogramm Honig herstellen zu können, so die Faustregel. Dass man als Honigbauer dann von der Natur abhängig ist und ein Sommer wie der vergangene eigentlich eine Katastrophe darstellt, kann man verstehen. Um das Risiko etwas zu verteilen und auch speziellen Honig herstellen zu können, hat Familie Eberharter hunderte Bienenvölker verteilt. In Reith im Alpachtal, im Burgenland, in Süd- und Norditalien finden sich deshalb „Tiroler“ Bienen. Die Familie betreut alle selbst, reist regelmäßig von Standort zu Standort und pflegt ihre Mitarbeiter so oft und so gut es nur geht.
Da die Honigqualität stark von der Laune der Natur abhängt, ist es nötig, Bienenstöcke regelmäßig umzustellen, das heißt von einem Ort zum anderen zu transportieren. Was erstmal recht einfach klingt, erweist sich als harte Knochenarbeit. Sobald die Sonne aufgeht sind die kleinen Honigerzeuger nämlich nicht mehr zu halten. Das heißt, dass ein Transport der schweren Bienenstöcke ausschließlich in der Nacht möglich ist – außerdem kann so ein Bienenstock schon mal in unwegsamem Gelände stehen. Eine Arbeit für den Sohn des Hauses. Etwas überrascht blicken wir drein, als wir erfahren, dass die Familie sämtliche Kisten, Rahmen und sonstigen Bauhilfen für die Bienen selbst zimmert. Und auch die Honiggläser werden komplett von Hand abgefüllt und verschlossen. Eine wahre Honigmanufaktur.
Man muss richtig viel Honig verkaufen, um davon leben zu können
Am Ende stehen wir dann in der Produktionsstätte. Auch wenn die Honigsaison schon vorbei und die meisten Gläser ausgeliefert sind, finden wir uns in Mitten von hunderten, tausenden Honiggläsern wieder. Im, zu diesem Zeitpunkt nur wenig gefüllten Lager, stapeln sich die Kisten. Ja. Man bekommt schnell ein Gefühl für den Aufwand der hier betrieben wird. „Man muss richtig viel Honig verkaufen, um davon leben zu können“, bringt es der Sohn treffend auf den Punkt. Damit das gelingt, arbeiten alle fleißig und helfen zusammen. Verkauft wird das wertvolle, süße Gold aus dem Zillertal deshalb direkt ab Hof in Strass, über SPAR im Zillertal und auf dem Bauernmarkt in Innsbruck. Ein 40 Stunden Job sieht anders aus. Wahrscheinlich sind aus diesem Grund von 35.000 Imkern in Österreich, lediglich 30 Berufsimker.
Bevor wir den Bienenhof Zillertal endgültig verlassen, nehmen wir noch zwei Honiggläser, eine Flasche Met und eine Propoliscreme mit. Während die Propoliscreme noch bei der Rückfahrt ihre Anwendung findet, bleiben Met und Honig noch etwas verschlossen. Erst zur Weihnachtsbäckerei werden diese geöffnet und eingesetzt. Was wir genau damit vorhaben, das erfahrt ihr im November. Bis dahin. Beim nächsten Honigbrot werde ich etwas länger inne halten und mir bewusst werden wie viel Arbeit tatsächlich hinter einem solchen Glas steckt. Wer also einmal wirklich Lust auf hochwertigen Honig, der mit viel Fleiß, Freude, Leidenschaft und von Hand erzeugt wurde, der muss unbedingt ins Zillertal nach Tirol. Das Tal des Honigs!
Die Recherche zu diesem Artikel wurde freundlicherweise von SPAR Tirol unterstützt. Der Bienenhof Zillertal (von Familie Eberharter) ist offizieller Lieferant und Partner von SPAR Tirol. Vielen Dank für die freundliche Zusammenarbeit.