(c) Orangeaurochs, Cow, Tetworth, Cambridgeshire, flickr.com
Seit der Mensch der Sprache mächtig ist, scheint er diese für die Schaffung von Regeln zu verwenden. In einer sehr ursprünglichen Version nennen sich diese Regeln Volksweisheiten und sind laut Duden „im Volk überlieferte alte Weisheit(en)“. Wikipedia gibt sogar Beispiele an, wobei die interessanteste dieser Weisheiten „Käse schließt den Magen“ sein dürfte. Abgesehen davon, dass der Verschluss eines Organs mir nie als eine besonders gute Sache erschien, wirkt ordentlich Käse zum Abschluss eines opulenten Mals eher schlaf,- als verdauungsfördernd. Dies wurde auch durch die Forschung bestätigt: „Das Milchfett im Käse regt die Bildung des Hormon Gastrin an. Dadurch wird die Verdauung verzögert, die Nahrung bleibt länger im Magen, das Sättigungsgefühl hält länger an.“ Der Käse scheint also ähnlich wunderbare Funktionen wie der Verdauungsschnaps zu haben, nämlich keine verdauungsfördernden.
Eine weitere von Wikipedia erwähnte Kategorie der Volksweisheiten sind die Wetter,- und Bauernregeln. Ich muss gestehen, dass ich diese Regeln nie für besonders sinn,- und wertvoll gehalten habe und eher die humoristischen Vertreter schätze. So Klassiker wie: „Kommt der Regen schräg von vorn, kriegt die Kuh ein nasses Horn“ punktet nicht nur durch Wahrheitsgehalt, sondern auch durch allgemeine Erheiterung. Ebenfalls den Humorfaktor dieses Genres voll auskostend ist dieser Knaller: „Steht im Stall die Türe offen, ist der Bauer schwer besoffen“. Besonders konvenieren mir jedoch die Sprüche, die weniger als Volksweisheiten, als als alltagsphilosophische allgemeingültige Sager funktionieren. Ihre Aussagekraft ist fast bei null und sie leben nur von einer Wiederholung. So wurde mir einst beim Zivildienst das gesamte gesellschaftliche Spektrum mit dem schlichten Satz: „Es gibt solche und solche“ erläutert. Selbst Wunder kann man mit „es gibt nichts, was es nicht gibt“ in einfachen und leicht verständlichen Worten erklären. Ein speziell in der Arbeitswelt gerne verwendetes Argument für die Notwendigkeit doch noch weiterzuarbeiten lautet „was weg ist, ist weg“.
Bei aller Liebe zu diesen Kleinoden gibt es dann doch hin und wieder Sprüche, die meine Emotionen nicht gerade erhöhen. Da innerhalb meines Bekanntenkreises sich einige Menschen befinden, die meine absolute Gleichgültigkeit dem Fußballsport gegenüber nicht teilen, wurde ich in letzter Zeit mehrmals auf einen Spruch aufmerksam, der mich verwundert hinterlässt. Es ist dies das Motto des FC Bayern München und lautet „mia san mia“. Dieser populäre und erfolgreiche Fußballverein versucht mit diesem Spruch, möglicherweise eine (offenbar bayrische) Bodenständigkeit zu vermitteln. Da es sich aber weder um ein gallisches Dorf, noch um eine geschlossene Gruppe von Insidern handelt, sondern um ein mehrere hundert Millionen Euro umsetzendes Unternehmen, ist da jetzt nicht ganz klar wer „mia san“! Sind es nur die Spieler, die Aktionäre, möglicherweise alle, die sich ein Dress gekauft haben, oder gar jeder der den Verein im Herzen trägt? Da lohnt sich eine Präzisierung, statt eines wattigen Gefühls von wir und ihr Denkens.