Sobald ein Corona-Lockdown zu Ende geht, werben die Möbelhändler unverzüglich mit 25- 50-oder noch höherprozentigen Preisnachlässen, geschenkter Mehrwertsteuer samt Gratis-Montage und fast unendlicher Geschäftsfläche, sodass wirklich jeder die Chance bekommt, seine Wohnung sofort und günstigst mit Mobiliar aller Art auszustatten. Offenbar ist eine möglichst große Sammlung von Möbeln zum Sitzen, Liegen, Kochen in unserer Kultur ein primäres Grundbedürfnis.
Dabei verstehe ich manches nicht ganz, aber vielleicht bin ich auch in Betriebswirtschaft zu wenig versiert: zum Beispiel, wie die großen Möbelhäuser, die sowieso schon ganzjährig Ausverkaufs- und Rabattwochen mit unglaublichen Preisnachlässen inserieren, überhaupt noch positiv bilanzieren können? Oder ist bloß der fiktive Ausgangspreis total überteuert? Man könnte jedenfalls als Laie meinen, irgendwann kostet ein Sofa bei dem ständigen Prozente-Regen einfach gar nichts mehr.
Und was ich weiters nicht verstehe: Wieso können immer noch mehr Möbel verkauft werden, während die Wohnungsnot ständig zunimmt und sich kein Mensch mehr eine neue, geschweige denn eine große Wohnung leisten kann, die dann zu möblieren wäre? Ist es vielleicht wegen der zahlreichen Chaletdörfer und Luxusresorts, die jetzt überall aus dem Boden schießen und eingerichtet werden wollen? Doch würde man bei denen nicht eher exklusive Tischerlaufträge vermuten als XXXlutz, Kika oder Leiner? Da mögen mich die Volkswirtschaftler bitte aufklären.
Oder schmeißen jene auserwählten Menschen, die glücklicherweise schon eine Wohnung besitzen, vor lauter Freude darüber ihre Möbel wie T-Shirts jedes Jahr raus und kaufen neue?
Aber vielleicht handelt es sich bei diesen Rabattschlachten der Möbelhändler ja auch nur um das letzte Aufbäumen einer sterbenden Branche, und demnächst übernehmen die Zelt- und Schlafsack-Hersteller das Geschäft?