Ich habe eine klare Regel für mich selbst aufgestellt. Bewerte Menschen und ihr Handeln nie, wenn sich diese in einer Ausnahmesituation befinden. Egal ob diese positiv oder negativ ist.
Das ist prinzipiell ganz einfach, wenn man weiß, dass sich derjenige oder diejenige gerade in einer solchen Ausnahmesituation befindet.
Im Moment des absoluten Glücks kann ich von der Person wahrscheinlich alles bekommen was ich will bzw. wird sie zu allem Ja und Amen sagen. Ist unser Gegenüber aber gerade todunglücklich und vielleicht gemein zu mir, obwohl ich nichts dafürkann, bringt es nichts diesen Menschen zu bewerten und vielleicht ein falsches Bild zu bekommen, welches sich dann im eigenen Bewusstsein festsetzt.
Schwieriger wird es schon, wenn man nicht wissen kann, wie es dem gegenüber gerade geht weil man es entweder nicht erkennt oder keine Chance hat es zu merken.
Ein gutes Beispiel ist hier das Auto fahren. Wir kennen alle Verkehrsteilnehmer, die einem so richtig auf die Nerven gehen, weil sie offensichtlich etwas falsch machen oder man zumindest meint, dass sie etwas falsch machen. Das eigene Auto mutiert dann schnell zur Schreikapsel und man kann so richtig Frust abbauen. Jeder von uns ist schon mal fluchend im Auto gesessen und solange man keine unüberlegten Aktionen startet, ist das auch okay. Doch sollte man sich immer in Erinnerung rufen, dass man ja nicht weiß warum die Person im Fahrzeug vor einem gerade ein bisschen durch den Wind ist. Dadurch wird die Wut etwas relativiert und man kann runterkommen.
Ich hatte selbst letzte Woche leider eine Entscheidung zu treffen die mich aus der Bahn geworfen hat. Wir mussten unsere Hündin Alice nach 14 Jahren gehen lassen und als ich mit dem Auto am Heimweg war dachte ich mir auch, dass ich eigentlich wohl noch etwas warten hätte sollen bevor ich losgefahren bin. Man ist mit den Gedanken komplett wo anders, sicher nicht zu 100% konzentriert und geht dem ein oder anderen Verkehrsteilnehmer bei der verschlafenen Grünphase auf die Nerven. Aber auch dieser für mich sehr traumatisierende Verlust hat mich wieder zu meinem „The power of being nice“ Ansatz geführt.
Als wir wieder daheim waren und ich eigentlich nur traurig sein und weinen wollte, hatte ich meine Tochter am Arm, die mich anlächelte. In diesem Moment dachte ich mir, dass ich auch in einer für mich so dunklen Stunde versuchen muss für sie nett zu sein.
Bitte versteht mich nicht falsch, das heißt nicht, dass man nicht trauern darf. Ganz im Gegenteil. Traurig sein ist wichtig und hilft bei der Heilung. Doch nur weil es mir schlecht geht, muss es niemandem anderen, vor allem wenn er nichts dafürkann, auch schlecht gehen.
Zum Schluss habe ich noch eine kleine Weisheit für euch, die sehr gut zur heutigen Kolumne passt:
- Wenn du traurig bist, triff niemals Entscheidungen.
- Wenn du wütend bist, antworte niemals und beantworte keine Fragen.
- Wenn du glücklich bist, mach niemals Versprechungen.
In diesem Sinne, be nice und denkt bei der nächsten Autofahrt an diesen Text – bevor ihr euch zu etwas hinreisen lasst.