Unser schönes altes Leben fliegt uns gerade in Fetzen um die Ohren. Stück für Stück.
Wir hatten zuviel des Guten und jetzt folgt als Retourkutsche zuviel des Schlechten — Klima adieu, der Risottoreis in der Poebene vertrocknet und in Indien ersäuft er. Für die Großen heißt es ade Globalisierung mitsamt ihren bequemen Gewinnen, und die Inflation frisst die Ersparnisse der Kleinen. Erschwingliche Wohnung kriegst du keine, und Reisen sind auch passé wegen Treibstoffknappheit und Teuerung und Flugchaos und Sommer-Corona-Welle. Überall zu wenig Leute für die Arbeit an der Zukunft und weltweit zu viele, die gar keine Zukunft mehr haben.
Unser Sozialsystem bricht Abteilung für Abteilung zusammen und anderswo gibt es noch gar keines. Die Frauen werden von den USA bis Afghanistan von Fundamentalisten wieder ins dunkelste Patriarchat zurückgepeitscht, und die Jugendlichen kriegen wahlweise niemand zum Verlieben oder lebenslange Depressionen samt Long-Covid. Nicht einmal die Impfung hilft lange genug, um unsere Ängste vor Tod und Untergang zu beruhigen. Und jetzt obendrauf noch Korruption, Krieg und Rüstungswettlauf wie in alten Zeiten. Das alles erinnert an die alttestamentarischen Plagen, eine folgt unerbittlich auf die andere. Endzeit ist angesagt.
Dabei wollten wir uns doch unseren Optimismus bewahren. Schließlich sitzen wir noch immer auf der Butterseite. Doch nun zerbröselt auch hierzulande die letzte unserer Gewissheiten: Die ÖVP. Die seit Menschengedenken unerschütterliche Alpenfestung wankt und kracht in allen Fugen. Jetzt beginnen auch wir an unserer Zukunft zu zweifeln. Was soll bloß aus uns werden? Wenn diese Partei einmal ihr Machtmonopol im Land verliert, dann folgen nicht mehr nur Untersuchungsausschüsse. Wenn derart festgeknüpfte Netze reißen, dann bedeutet das, dessen sind sich alle einig, wirklich das Jüngste Gericht.