Dominik Wlazny, alias Marco Pogo, gastierte am gestrigen Nationalfeiertag in einem proppenvollen Treibhausturm. Dort zelebrierte er sein Punk-Sein auf vielen Ebenen und blieb doch stets der nicht immer allzu geniale Dilettant.
Denn Wlazny lässt sich nicht auf einen Nenner bringen oder als eine kohärente Person beschreiben. Er ist ausgebildeter Arzt, Musiker, Unternehmer und neuerdings auch Politiker. Das alles wird bei Wlazny lose verbunden von einer Art Lebensmotto, das sich auf dem Geist des Punk-Dilettantismus speist.
„Wie schwer kann es sein“, benannte er ebenjenes Motto und bezog sich dabei anfangs auf sein Vorhaben, ein Kabarett-Programm zu schreiben, in dem man sich als Zuschauer bereits befand. Er tat sich damit offenbar, das machten bereits die ersten Minuten deutlich, tatsächlich nicht schwer, denn Pogo bediente sich locker-lässig aus seinem Musiker-Leben, seinen Polit-Versuchen und seinen Erfahrungen als Mediziner.
Dieses Ineinander-Weben von Identitäten, Lebensentwürfen und Ideen belegte vor allem, dass die Figur Pogo für Wlazny vor allem die Funktion des Aufgreifens und Wieder-Verwerfens einnahm. Es gab dem bruchstückhaften Leben eine Art retrospektiven Sinn und verklärte dieses immanente Immer-Wieder-Scheitern zu einer Form von Kunstprogramm.
Denn rein auf der sachlichen Ebene sieht es beim grundsympathischen und durchaus auch charismatischen Pogo eher mau aus. Seine Karriere als Arzt endete, bevor sie wirklich begann, seine Karriere als Musiker mit seiner Band Turbobier schaffte es kaum über Punk-Insiderkreise hinaus, sein Bier gleichen Namens ist kein Wunderwerk und auch seine Polit-Karriere bewegt sich aktuell schnurstracks in Richtung Sackgasse.
Die Gründe dafür lagen an dem zweistündigen Treibhaus-Abend offenkundig vor einem: Pogo riss Aspekte an, kratzte aber meist an der Oberfläche. Zudem waren seine Pointen eher schludrig denn präzise gesetzt. Er gefiel sich stetig im andeuten, im schnellen Witz, der Tiefgang blieb aber aus.
So blieben auch die vielen Dimensionen des Marco Pogo letzten Endes überaus eindimensional. Nicht, weil sein Leben ebenso wäre, im Gegenteil. Aber er bearbeitete jeden Teil seiner Persönlichkeit und seiner Lebensgeschichte im Grunde auf die gleiche Weise, mit dem selben Punk-Spirit. Auch die Zugabe, für die er zur Gitarre griff, machte das hörbar und greifbar. Man bekam es dabei mit einem simplen Pop-Punk-Song zu tun, der mit sehr wenigen Mitteln auskam.
Dieser konnte als Sinnbild für das ganze Programm und den ganzen Abend gelten: Pogo hastete durch seine Geschichten und verfügte im Grunde über sehr wenig Mittel und Möglichkeiten, diese wirklich zu bearbeiten, zu verfälschen, zu differenzieren oder ihnen überraschende Wendung zu geben. Es war insgesamt eine Ästhetik des Allzu-Einfachen, des Allzu-Naheliegenden.