Seit 13 Jahren existiert in Österreich der „Equal-Pay-Day“, also jener Tag, der auf die immense Lohnlücke zwischen Frauen und Männern aufmerksam macht und an dem von Politikern und Unternehmern traditionell ganz viel versprochen und erklärt, argumentiert und relativiert wird.
Doch die Zahlen lügen nicht, und sie sprechen eine deutliche Sprache. Denn sie zeigen ein einmal mehr auf, dass in unserem Land das politische Bestreben fehlt, irgendetwas an der Situation zu ändern und die Einkommensschere weiterhin ungehindert ihr Dasein fristet.
In diesem Jahr haben Vollzeit arbeitende Männer bereits am 30. Oktober jenes Einkommen erreicht, für das Frauen noch bis zum Ende des Jahres arbeiten müssen. Die Anzahl der Frauen in Geschäftsführungen bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen in Österreich betrug 2022 mickrige 8,9 Prozent. In Aufsichtsräten sind es „immerhin“ 24,7 Prozent. Und ja, die FührungspERsönlichkeiten in eben jenen Firmen werden argumentieren, dass dies mit vollkommener Gewissheit nur an der Tatsache liegt, dass die Männer, die den Posten innehaben, den besseren Karriereverlauf hinter sich haben, über mehr Expertise verfügen, oder im Rahmen des Bewerbungsverfahren schlicht und ergreifend mehr beeindruckt haben.
Insbesondere die Herren mit dem Vornamen „Peter“ dürften in den jeweiligen Auswahlprozessen besonders hervorstechen: In den Vorständen der im Wiener Leitindex ATX notierten Börsenunternehmen befinden sich nämlich mehr Personen mit dem Namen Peter (7), als Frauen (4).
Nun könnte man sich die Frage stellen, wie sich diese Situation ändern könnte, und die Lohnkluft nicht nur kleiner, sondern geschlossen wird. Eine Möglichkeit wäre in diesem Fall volle Lohntransparenz, um den Druck auf jene Unternehmen zu erhöhen, die Männern (für die gleiche Arbeit und bei gleicher Qualifikation) mehr bezahlen, weil’s halt Männer sind.
Auch eine Überarbeitung des Karenzmodells und ein Ausbau der Kinderbetreuung dürften notwendig sein, um jenen Prozess in die Wege zu leiten, den es so dringend braucht. Hierbei ist vor allem die Politik gefordert, endlich an Lösungen zu arbeiten und entsprechende Konzepte zu schaffen.
Zu guter Letzt braucht es allerdings auch ein Umdenken in unseren Köpfen, um jene Rollenbilder endgültig zu verabschieden, die in unserer modernen Gesellschaft eigentlich schon längst keinen Platz mehr finden dürften.
Dass Männer für die bezahlte Arbeit, und Frauen für die unbezahlten Tätigkeiten wie den Haushalt oder die Kinderbetreuung verantwortlich sind, sollte nicht dem State oft the Art entsprechen. Denn ansonsten wird sich weiterhin nur wenig ändern, und wir werden auch in Jahrzehnten noch alljährlich den „Equal-Pay-Day“ „feiern“.