Eine Lanze brechen

Denn welche Möglichkeit bleibt ihnen sonst?

4 Minuten Lesedauer

Markus Lanz ist Moderator. Eigentlich. Doch irgendwie bekommt man bei seiner abendlichen Talkshow den Eindruck, dass Lanz auch gerne selbst Teilnehmer sein würde und seine Meinung zu den verschiedensten Themen um jeden Preis kundgeben will.

Gewiss darf er natürlich seine eigene Vorstellung von gewissen Themen haben, so unqualifiziert und dämlich diese auch sein mag, warum es diese allerdings im TV braucht, das doch über eine große Reichweite verfügt, erübrigt sich mir nicht.

Ich frage mich auch, was einen Talk-Show-Moderator überhaupt dazu qualifiziert, sich als das personifizierte moralische Gewissen eines ganzen Landes hinzustellen und ohne Fakten und mit Argumenten sowie Aussagen, die ihren Platz eher an einem Stammtisch haben, als in einer Show mit Millionenpublikum, um sich zu werfen?

Wie man zu den Aktionen der „Last Generation“ steht, ist jedem selbst überlassen. Allerdings ist es bei der Meinungsbildung, sofern die eigene Meinung von anderen als ernst erachtet werden sollte, von großer Bedeutung, dass diese auch mit Argumenten belegbar ist. Jene Aussagen von Markus Lanz zum Thema Klimawandel sowie den Aktionen der „Last Generation“, die er am 9. November in seiner Sendung offenbarte, sind es nämlich nicht.

Aussagen wie „Kunst ist etwas Großes, was uns als Menschheit überdauern wird. Ich zeige Ihnen Orte in den Dolomiten, da kommt kein Wasser hin“, oder „Sie sind 20 Jahre jung, Sie müssen optimistisch sein und Zutrauen in die Anpassungsfähigkeit des Menschen haben“, sind nur zwei der Auswürfe die Lanz von sich gab, um seine Gesprächspartnerin Carla Rochel von der „Last Generation“ doch dazu überzeugen, sich dem drohenden Unheil zu stellen und weiterhin tatenlos zu bleiben.

In Anbetracht der 30 Millionen Flutopfer in Pakistan, oder den mehreren hundert Millionen hungernden Menschen auf der Welt, frage ich mich, wie Lanz diesen Menschen raten will, sich „einfach anzupassen?“

Dass Lanz die Klimakatastrophe schlicht und ergreifend nicht einmal im Ansatz verstanden hat, offenbart sich in dieser Sendung immer mehr und kristallisiert sich besonders dann heraus, wenn der „Moderator“ beim Aufkommen des Vier-Grad-Szenarios sowie den damit einhergehenden Auswirkungen beinahe schreiend fragt, woher die Wissenschaft dies überhaupt wissen will?

Dabei versteht Lanz nicht, dass es genau solche Aussagen sind, die die Organisation um seine Gesprächspartnerin Rochel dazu bringt, die Regeln zu brechen, um doch irgendwie Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken, dem in den letzten Jahren zu wenig Bedeutung zugewiesen wurde, und dem auch in Zukunft nicht mit jener Konsequenz begegnet wird, die es benötigte.

Damit will ich keineswegs die Aktionen solcher Organisationen befürworten, allerdings den Grund für solche erörtern. Es sind Menschen wie Lanz, mit Einfluss, Geld und Macht, die mit ihrer Leugnung des Klimawandels dafür sorgen, dass unseren Planeten jenes Schicksal ereilt, das man verhindern hätte können und das Millionen von Menschen, mit Sicherheit mehr, erheblichen Schaden zufügen wird.

Dass (junge) Menschen dagegen vorgehen, beziehungsweise für eine Rettung des Planeten sorgen wollen, ist zumindest moralisch richtig, und wenn die Politik und Männer von Einfluss dem Thema Klimaschutz weiterhin kein Gehör schenken, und in Debatten und Talk-Shows mit kleingeistigen Aussagen und Argumenten um sich werfen, um die Meinung ihres Gegenübers zu schmälern, dann bleibt den Klimaschützern womöglich keine andere Möglichkeit, als mit aufsehenerregenden Situation, irgendwie einen Funken Aufmerksamkeit für ihr Thema zu erhaschen. Denn welche Möglichkeit bleibt ihnen sonst?

Frakfurter-Tor-©Tenzin-Heatherbell-1
Frakfurter-Tor-©Tenzin-Heatherbell-1
2022_11_09_Jonas13Prenzlauer-Allee-scaled
20221109_Jonas13 Prenzlauer Allee
Frankfurter-Tor-©Nele-Fischer-1-scaled
Frankfurter-Tor-©Nele-Fischer-1-scaled
Frankfurter-Tor-2-©Tenzin-Heatherbell-1
Frankfurter-Tor-2-©Tenzin-Heatherbell-1

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.