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Blauer Widerspruch

Heimat bewahren und Klimakrise leugnen? Passt das?

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Dass die FPÖ wenig von einer zukunftsorientierten Klimapolitik hält, ist kein Geheimnis. Der eigene Parteichef spricht stets nur vom „sogenannten Klimawandel“, auf sämtlichen Social-Media-Kanälen von hochrangigen FPÖ-Funktionären wird Klimaaktivismus mit Terrorismus gleichgesetzt und im gesamten Jahr 2022 gab es nicht eine Presseaussendung, die den Klimaschutz als Thema behandelte. Wirft man allerdings einen Blick in das Parteiprogramm der Freiheitlichen, dann wird recht schnell erkennbar, dass die Partei damit eigentlich so gar nicht nach ihren eigenen Leitsätzen arbeitet.

„Wir sind uns der Verbundenheit mit unseren Vorfahren und der Verantwortung für unsere Nachkommen bewusst und wollen für nachfolgende Generationen eine Heimat bewahren, die ein selbstbestimmtes Leben in einer intakten Umwelt und eine positive Weiterentwicklung in Freiheit, Frieden und Sicherheit ermöglicht.“

Würde man diese Zeilen ohne den Kontext lesen, wäre wohl schwer erkennbar, dass dieser Auszug ausgerechnet dem blauen Parteiprogramm entspringt. Denn diese Phrasen verhalten sich zum aktuellen Wirken der Partei doch sehr gegensätzlich. Wohlbemerkt, das Parteiprogramm stammt zwar aus dem Jahr 2011, allerdings wurde es seither nicht überarbeitet und ist so noch auf der offiziellen Website der Freiheitlichen zu finden.

Dass „das Bewahren einer Heimat für nachfolgende Generationen“ mit einer progressiven Klimapolitik Hand in Hand geht, dürften die Freiheitlichen so noch nicht verstanden haben. Falls sie überhaupt etwas hinsichtlich des Klimawandels verstanden haben. Denn Harald Vilimsky, der immerhin 14 Jahre Generalsekretär der FPÖ war und seit 2014 Abgeordneter zum Europäischen Parlament ist, kann auch im Jahr 2023 noch nicht zwischen den Begriffen „Klima“ und „Wetter“ unterscheiden und Dominik Nepp, Landesparteiobmann der Wiener FPÖ, hat es sich zur Aufgabe gemacht, nun nicht nur gegen Migranten, sondern auch gegen Klimaaktivisten zu hetzen. Migranten sind an dieser Stelle ein gutes Stichwort, denn neben den Aufrufen gegen Klimaaktivismus, ist die Asylpolitik ein vielbehandeltes Thema der Partei. Dass allerdings gerade Migration und Klimaerwärmung ganz schön viel miteinander zu tun haben, hat anscheinend ebenfalls noch niemand in der Freiheitlichen Partei erkannt.

Die Folgen des Klimawandels – Rekord-Temperaturen, Naturkatastrophen und schmelzende Gletscher – lassen sich längst nicht mehr leugnen. Sollte man zumindest meinen. Denn auch obwohl Klaus Hasselmann mit einem statistischen Modell, mit dem sich die Erderwärmung dem Anstieg der Co2-Konzentration in der Atmosphäre zuschreiben lässt, im Jahr 2021 den Physik-Nobelpreis gewann und damit einen weiteren, handfesten Beleg für den Klimawandel lieferte, scheint dies manchen FPÖ-Anhängern noch nicht Beweis genug zu sein. Dabei sollte mittlerweile jeder Österreicher und jede Österreicherin bemerkt haben, dass es in den letzten Jahren in unserem Land durchaus etwas wärmer geworden ist.

Doch nicht nur unser Österreich ist von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, sondern die ganze Welt. Und in vielen anderen Länder sind die steigenden Temperaturen und die damit einhergehenden Naturkatastrophen noch deutlich spürbarer als hierzulande.  Nennenswerte Beispiele wären unter anderem die Überschwemmungskatastrophe in Pakistan, oder die Hungerkatastrophe in Somalia. Für die Zukunft prognostiziert die Wissenschaft, sollte sich an der weltweiten Klimapolitik weiterhin nichts ändern, ein noch dunkleres Bild und einer Statistik der Weltbank zufolge, könnte die Erderwärmung bis zum Jahr 2050 über 200 Millionen Menschen weltweit zur Migration zwingen. Der Großteil davon, in etwa 86 Millionen, betrifft Subsahara-Regionen, allerdings sind auch Südasien, Nordafrika und das uns nicht ganz so ferne Osteuropa (in etwa fünf Millionen prognostizierte Klimaflüchtlinge) von den Auswirkungen betroffen. Zum Vergleich: In den Jahren 2015 und 2016 waren es jeweils rund 1,3 Millionen Menschen, die in Ländern der Europäischen Union um Asyl ansuchten.

Anhand dieser Zahlen wäre es doch eigentlich logisch, dass bei Mitgliedern der Freiheitlichen Partei, die ja bekanntlich für eine strenge Migrationspolitik einstehen, die Alarmglocken schrillen und alles Mögliche dafür getan wird, dass in den nächsten Jahren keine weitere, vielleicht noch größere Flüchtlingsbewegung droht. Doch anstelle der Suche nach Lösungen nachzugehen, beliebt es den Funktionären viel mehr jene Menschen anzufeinden, die sich für den Schutz des Klimas und der Bewahrung unserer Heimat einsetzen. Die FPÖ vergleicht diese Menschen mit Terroristen und stellt sich all jenen Aktionen entgegen, die tatsächlich etwas bewirken könnten. Die Freiheitliche Partei arbeitet weder zukunftsorientiert noch im Sinne ihrer eigenen Linie und in einigen Jahren, wenn sich die Folgen des Klimawandels noch deutlicher zu erkennen zeigen, dann werden sie wieder diskutieren, und wettern gegen Migration und ein Problem, das sie zwar nicht nur allein zu verantworten, aber definitiv mitprovoziert haben.

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

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