Der Vorstoß von Arbeitsminister Martin Kocher ist ein Paradebeispiel aus der Kategorie „gut gemeint, aber schlecht getroffen“. Das Bestreben, mehr Menschen in Vollzeitbeschäftigung bringen zu wollen, ist richtig. Der Weg dorthin muss aber ein anderer sein. Auf die Teilzeitbeschäftigten hinzuhauen, um mehr Menschen von einem Vollzeitjob zu überzeugen. Diese Taktik kann nicht aufgehen, auch wenn noch so viele Wirtschaftsforschungsinstitute in den Kanon einstimmen.
Vollzeit belohnen
Rechnet man das eigene Gehalt auf die einzelne Arbeitsstunde ist eine Teilzeitbeschäftigung jedenfalls besser bezahlt, weil sie steuerliche Vorteile bringt. Jene Menschen zu bestrafen, die derzeit diesen Vorteil genießen, entbehrt allerdings jeglicher Logik. Damit ist niemandem geholfen, den Teilzeitkräften nicht, den Vollzeitbeschäftigten nicht und schon gar nicht dem Arbeitsmarkt, den Unternehmen und dem politischen Klima in unserem Land. Wenn man mehr Menschen in eine Vollzeitbeschäftigung bringen will, braucht es ein ausgeklügeltes Anreizsystem. Es muss sich lohnen Vollzeit arbeiten zu gehen und darf nicht einem Zwang entspringen, weil Teilzeitarbeit künftig „weniger wert“ sein wird.
Mythos Freiwilligkeit
Ganz besonders viel Spaß würde der Arbeitsminister wohl bei der Aufgabe haben, festzustellen, wer wirklich freiwillig Teilzeit arbeiten geht. Diese Menschen mag es durchaus geben, aber es wird fast nicht möglich sein eine logische und faire Grenze zu ziehen. Schließlich gibt es in Österreich zahlreiche Menschen mit Betreuungspflichten für Kinder, Menschen, die sich fortbilden wollen und eine zusätzliche Ausbildung absolvieren und Menschen, die einen oder sogar mehrere Angehörige pflegen. Der Verwaltungsaufwand für die Kontrolle dieser vielen Gründe wäre enorm, das dafür aufzuwendende Geld wäre deutlich besser in einem Anreizsystem investiert.
Arbeit oder Minister?
Es ist ein österreichisches Phänomen, dass führende Politiker gerne mit der Strafkeule um die Ecke kommen, um ihre Vorhaben durchzusetzen. Um arbeitsmarktpolitische Reformen durchzusetzen braucht es allerdings einen Arbeitsminister, der Visionen, eine Agenda und ein wenig Leidenschaft für seinen Beruf und die Menschen in unserem Land mitbringt. Dieser Arbeitsminister wäre dringend gesucht, am besten Vollzeit…