Im Westen der Stadt fehlt streckenweise der Gehsteig, weshalb sich die Leute gerne zum Smalltalk in Gehsteig-Pose aufstellen und unausgesprochen im Kopf schon jene Sätze durchgehen, die sie später einmal am Gehsteig laut aussprechen werden, wenn es diesen gibt.
Am Gehsteig (1)
Papst ist irgendwo in Afrika drunten auf Besuch, viel Blabla und Bodenküsserei, die Erde ist trocken und unfruchtbar, seit sie auf katholisch gepflügt worden ist.
Der Papst weiß selber nicht, in welchem Land er ist, macht nichts, sein Blabla steht überall auf schwachem Fuß.
Gerade äußert er sich gegen einen wirtschaftlichen Imperialismus. Also den religiösen Staat Marke Teheran mag er nicht, weil es auf der Welt nur einen Gottesstaat geben darf, und der sitzt im Ewig-Licht-Viertel in Rom.
Am Gehsteig (2)
Wenn ich die Gesetze brechen muss, um zu meinem Menschenrecht zu kommen, dann muss ich ja erst das böse Gesetz (Souveränität des Staates) übertreten, um zum guten Gesetz (Menschenrechte) zu kommen.
Üblicherweise sticht auch in der Justiz der Ober den Unter.
Bei den Menschenrechten freilich ist es so, dass es, einmal unterzeichnet, alle nachfolgenden Gesetz über den Haufen sticht.
Es gibt nun die Möglichkeit, die Realität so zu ändern, damit die Menschenrechte passen.
Da darf mir aber kein anderes Gesetz dazwischenkommen, sonst muss ich es brechen.
Aber wenn ich schon ein Gesetz brechen muss, um zu den Menschenrechten zu kommen, dann kann ich ja gleich das Menschenrecht brechen und dafür die bestehenden Gesetze einhalten.
– Ab einem bestimmten Alter lebt man nur mehr von Moral, magert ab und stirbt.
Sind die Menschenrechte wenigstens vegan?
Am Gehsteig (3)
Ich wähle so lange die FPÖ bis die übrigen Hosenscheißer einmal den Hintern heben und in der Migrationsfrage den Gap zwischen Realität und Gesetz verkleinern.
Ich erwarte mir keine Lösung von der FPÖ, sondern dass sie die anderen vor sich hertreibt, damit diese zu einer Lösung kommen.
Am Gehsteig (4)
Im deutschen Bundestag haben sie die Zahl der Abgeordneten deshalb so aufgebläht, weil sie mit der AfD nicht reden wollen.
Der Überhang entspricht etwa dem Sitzsegment der AfD.
Es ist mir die Sache mit dem aufgeblähten Parlament wert, wenn dadurch AfD-ler zum Sitzen kommen, die rund um die Uhr ein schlechtes Gewissen verströmen und die übrigen Abgeordneten in ihrer Geschäftsordnung und in ihren Nebengeschäften stören.
Am Gehsteig (5)
Manchmal geht es auch in Europa gerecht zu. Weil man den Wolf auf Biegen und Brechen schützen will, auch gegen jegliche Vernunft, nimmt man es in Kauf, dass die Wähler sich vom EU-Parlament abwenden und den Wolf zu Hause privat schießen. Da trifft es sich gut, dass der Wolf das Lieblingspony der van der Leyen gefressen hat. Noch nie war die Zustimmung zu ihrer Politik so groß wie bei diesem Wolfsriss.
Am Gehsteig (6)
Musikalität ist noch keine Garantie für gute Politik. Der Nationalratspräsident hat im Hohen Haus ein goldenes Klavier aufgestellt, um den Nachfahren seine Musikalität zu zeigen. Zu Hause in Waidhofen in der Gegenwart sind aber bei der Wahl dem gelernten Dirigenten allerhand Misstöne in Gestalt von entzogenen Stimmen entgegen-geschmettert worden. Das stört ihn aber nicht, denn er hält sich an das alte Beethoven-Konzept: Beim Politisieren und Musizieren musst du dich taubstellen.
Am Gehsteig (7)
In den Nachrichten gibt es einen Versprecher und es heißt plötzlich, das Flüchtlingsboot ist gekontert.
Das ist gar nicht so falsch, denn nach der Rettung werden einige der Migrierenden den italienischen Staat klagen, dass er sie so lange bei der Rettung hat warten lassen.
STICHPUNKT 23|44, geschrieben am 09.05.2023