Kinder ohne Kindheit

Über die Kinder in der Ukraine, Syrien, dem Sudan und Afghanistan.

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Foto von Nick Tsybenko auf Unsplash
Foto von Nick Tsybenko auf Unsplash

Während Raketenangriffe und das Geheul der davor warnenden Sirenen in unseren Medien immer mehr zu Statistiken verkommen, werden sie diesen Status in der Ukraine niemals erreichen.

Ihr Klang ist eine Warnung, er signalisiert Gefahr. Eine Gefahr, die auch dann nicht abnimmt, wenn die Sirenen am Tag das fünfte Mal aufheulen. Sie schüchtern ein, füllen Körper mit Angst und sorgen für traumatische Erlebnisse, die Betroffene oft ein Leben lang begleiten. Allen voran Kinder.

Sie sind diesem Stress, der Angst und Gefahr tagtäglich ausgesetzt. Sie werden aus ihrem Leben gerissen und befinden sich plötzlich im Krieg. Anstatt sich vor anderen Kinder am Hof zu verstecken, suchen sie in Bunkern Schutz. Anstatt Karten zu sammeln, fangen zu spielen und allerlei Unfug zu treiben, wachsen sie in einem Kriegsgebiet auf, in dem das Kind-Sein unmöglich ist. In dem sie Problemen ausgesetzt sind, die wir vermutlich in unserem gesamten Leben nicht zu spüren bekommen. In der Freizeit und Schule zur Nebensache verkommen. Sie leben in Todesangst, in tagtäglichem Stress – ohne dabei zu wissen, wann und ob sie jemals wieder jenes Leben führen werden, das sie einst lebten.

Dabei ergeht es den Kindern in der Ukraine nicht anders als jenen in Syrien, im Sudan oder in Afghanistan. Sie alle leben in einer Welt, in der sie nicht leben dürften. In einem Alltag, der kein Alltag sein dürfte und ganz sicher leben sie in keiner Normalität. Sie verlieren nicht nur Schutz, Haus und Heimat, sondern auch Angehörige. Familie. Sie alle wachsen in einer Welt auf, die sie nicht verdient haben. In einer Welt, für die sie nichts können. In einer Welt, an die sie sich nie gewöhnen dürften – weil sie nicht zur Normalität werden darf.

Ich schreibe diese Zeilen, weil dies in unseren Köpfen ankommen muss. Weil Kinder, die aus diesen Gebieten flüchten – vor Krieg und Todesangst – bei uns oftmals nicht jene Begrüßung bekommen, die ihnen würdig ist. Weil sie mit Ablehnung, Hass und Vorurteilen konfrontiert werden und ihre Hintergrundgeschichte nicht thematisiert wird.

Weil manche Menschen ernsthaft denken, dass Eltern ihre Kinder freiwillig aus ihrem Leben reißen, um in ein fremdes Land zu flüchten und fern von Bekannten, Freunden und gewohnten Umgebung aufzuwachsen. Weil diese Kinder schon mehr durchmachen mussten als die meisten Erwachsenen – dabei aber immer noch Kinder sind.

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

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