Zu diversen Verschwörungstheorien gehört auch die Behauptung, dass Radio Tirol jeden Tag eine Aufwecksendung macht, die aber niemand hört.
Angeblich soll unter dem Titel „Leck Tirol“ ab sechs Uhr eine Sendung im Regionalprogramm laufen, die aber noch nie jemand gehört hat.
Tatsächlich gibt es jedoch einen gewissen Afta Grins, der vor Jahren die Sendung moderiert hat. Manchmal geht er durch den Hof und erklärt allen, dass er der berühmte Morgenmoderator einer legendären Sendung sei. Zwar sei er inzwischen in Pension, moderiere die Sendung aber ohne Publikum für sich selbst weiter.
Heute ist es wieder besonders arg. Es geht der Föhn und Afta Grins fasst sich öfters an den Kopf, wie auf dem populären „Schrei“ von Edvard Munch.
Jedem, der ihm am Nachmittag entgegenkommt, erzählt er, was er heute am Morgen moderiert hat. Die Menschen sind überrascht, dass sie die Sendung, von der sie nichts gewusst haben, jetzt offensichtlich zeitversetzt als Live-Stream nacherzählt bekommen haben.
Guten Morgen, guten Morgen, ich bin Afta Grins, wir gehen gleich hinein in den Tag mit unserer Hymne: „No milk Today“.
Ich sags euch, obwohl ich es jeden Tag spiele, – ich bin jeden Tag ergriffen. Und ihr da draußen im Leben könnt nicht abhauen aus meiner Sendung, denn die Rundfunkgebühren sind verpflichtend zu zahlen.
Jetzt kommt schon „Daliah Lavi – Meine Art, Liebe zu zeigen“,
3:07 dauert der Spaß.
Wenn euch meine Sendung nicht gefällt, liegt es am Wetter. Tatsächlich habe ich heute das Wetter nach hinten versetzt, es wird nämlich schlecht.
So, jetzt aber etwas Aufschäumendes: „Middle Of The Road – Sacramento“, 3:18 dauert der Aufputschsong.
Wenn ihr erst jetzt aufgestanden seid, hier ist noch einmal das Wetter, es wird, wie schon angekündigt, schlecht.
Aber keine Angst, die wahren Gefühle sind wetterunabhängig, hier ist schon „Gilbert O’Sullivan – Clair“, 2:59 dauert die Chose
Wir kommen zur Straße. Um es kurz zu machen, es ist voll. Wer nicht muss, soll zu Hause bleiben und meine Sendung entspannt beim Kaffee hören, statt auf den Kofferraum des Vorderwagens zu starren.
Hier der passende Kofferraum-Song: „Vicky Leandros – Ich hab‘ die Liebe geseh’n“, 4:27 dauert es, bis sich wieder was bewegt.
Ja ja die Rundfunkgebühren! Wenn Sie nett sind, zahlen Sie sie ohne Murren, immerhin bekommen Sie dann mich quasi gratis ins Haus geliefert. Vielleicht hilft Ihnen auch ein hintersinniger Witz: Aus der Kirche kann man austreten, aus dem ORF aber nicht. Ha ha ha!
Da sind wir schon bei der elektrisierenden Musik von „Hot Butter – Popcorn“, wir spielen ganze 2:30.
Huch wie die Zeit vergeht, die Songs beschleunigen jede Stimmung, wenn ihr Glück habt, setzen sie sich als Ohrwurm im Kopf fest und beschützen euch durch den Tag. Wenn nicht, habt ihr vielleicht einen Hörsturz und müsst auf das Radiokolleg auf Ö1 warten, wo wir heute eine Stunde lang über Hörstürze sprechen.
Bis morgen dann, als Hinausbegleiter der unsterbliche „Christian Anders – Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“, 4:40 lassen wir den Zug rauschen.
STICHPUNKT 23|82, geschrieben am 09.10.2023