Daheim

Was macht Herbert K. nach der Wahl?

6 Minuten Lesedauer
Foto von Muneeb Syed auf Unsplash
Foto von Muneeb Syed auf Unsplash

Für Herbert K. war es eine Art von Umwegrentabilität. Natürlich konnte er das meiste nicht 1 : 1 übernehmen. Das war einem Profi wie ihm ohnehin klar. Oft genügt schon eine kleine Änderung im Text oder im Bild und das restliche Sujet, der restliche Text und die innewohnende Message können perfekt auf die jeweilige Zielgruppe angewandt werden.

So eine Zauberei ist Propaganda nun auch wieder nicht! Da konnte er wohlberuhigt und stilsicher auf seine langjährige Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit, als Redenschreiber und Slogan-Erfinder zurückgreifen: Verständlichkeit, Prägnanz, Einprägsamkeit, Wiederhol-Effektivität – damit kannte er sich aus! CFI. Content follows idea! Eine neue Begrifflichkeit definieren und diese dann mit den gewünschten Inhalten füllen – das ist in der Wirtschaft nichts anderes als in der Politik. Unternehmerrisiko. Ideenrisiko. Herbert K. hatte in der Politik immer ohne Netz gearbeitet. Ohne Rückversicherung. Er war bekannt dafür stets aufs Ganze zu gehen. Und – das muss auch einmal gesagt werden – gescheitert waren immer die anderen.

Diese nur vordergründig besseren, fähigeren, bildtauglicheren Alphatiere. Bei ihm gab es kein besoffenes Herumrasen im Dienstwagen, keine Ausflüge in südländische Haziendas samt fragwürdiger Begleitung! Über sowas würde er, Herbert K., niemals stolpern. Seine Hausaufgaben hatte er schon längst und gründlich erledigt!

Das kam ihm jetzt zugute. Die nach wie vor besseren und besten Kontakte in seine kärntnerische Heimat. Die Treue gewisser Mitarbeiter. Das Festhalten an Ehre und Traditionen.

Selbstverständlich – und er gab das manchmal im Stillen auch mal zu – hätte er gerne nach den Wahlen als großer Sieger gezeigt, wozu er wirklich fähig ist. Da hätten sich nicht nur einige, sondern sogar die meisten angeschaut, was so alles möglich wäre. Aber was soll man tun, wenn es prozentuell nicht klappt …. wenn die anderen tatsächlich – und zur Verwunderung aller – plötzlich zu ihren eigenen Aussagen stehen?

„Wie gesagt, für uns gilt nach der Wahl genau dasselbe wie vor der Wahl!“ Damit kann doch niemand rechnen! Es hatte doch in Oberösterreich, in Niederösterreich und erst recht in Salzburg so perfekt funktioniert! Ein Debakel. Absolut. Nicht zum Schönreden und wie immer in solchen Fällen: sobald der monetäre Futtertrog in Augenhöhe ist, heißt unsere Ehre nicht mehr Treue.

3. Nationalratspräsident! Sollte er jetzt noch Klavierspielen lernen? Oder dirigieren? Nicht mit ihm. Nicht mit einem Herbert K.. Die Erbärmlichkeit des Bedeutungslosen. Kein Kanzler des Volkes, nicht einmal ein Ministeramt. Nein! Herbert K. wusste, wann es Zeit war mit erhobenem Haupt die Bühne zu verlassen und trotz aller Zerknirschtheit über die eigene Niederlage neue Bretter zu finden, die einem die Welt bedeuten.

Minimundus. Die Sinnbildlichkeit einer sich stets verkleinernden Welt. Ein Miniaturschauplatz aus Vergangenheit und Geschichte. Ein ästhetischer Baukasten von nicht zu unterschätzendem pädagogischem Wert. Herbert K. sagte sofort zu, als sich nach den gescheiterten Koalitionsverhandlungen die einmalige Chance bot Geschäftsführer von Minimundus zu werden. Zurück nach Kärnten, zurück nach Klagenfurt, hin zu den Gestaden des Wörthersees. Back tot he roots.

Mit 159 Miniaturbauten aus aller Herren Länder, einem winterfesten Indoor Bereich, einem sozialen Auftrag und tausenden Besuchern. Man muss nur draus was machen wollen! Umsetzen! Mit geschickter Hand den Laden steuern. Einen Lehrpfad der Völker aufbauen. Tadsch Mahal – Inder – Kinder. Hagia Sophia – Islam – Aga Khan. Chichen Itza – Indio – lichterloh. Turm zu Babel – Immigrant und Asylant; usw.. Da kann man schon wirken. Etwas subtiler halt. Mit Kindergeburtstagen und Schulausflügen. Man merkte es rasch an den steigenden Besucherzahlen. Umfriedete Exotik zieht. Dörflerische Geborgenheit.

„Bürgermeister“ so betitelten sie ihn jetzt voller Respekt. „Der Bürgermeister“. Auch wenn er insgeheim ersehnte, dass sie ihn „UNSER Bürgermeister“ nennen würden. So wie den da in Wien. Liebe kann man sich nicht wirklich erarbeiten, es braucht da auch etwas für die Seele, das Gemüt. Eigentlich kein Neuland für Herbert K.. Mit Emotionen kannte er sich aus. Wusste wie man sie schürt, anfeuert, am Köcheln, am Kochen hält. Da war er Experte. Für Konfrontationen, für Gegnerschaft. Nur mit der Liebe, mit der Zuneigung – das war absolutes Neuland für ihn.

Dabei lag die Lösung auf der Hand: Herbert K. erinnerte sich daran, wie einst Waterloo von Waterloo und Robinson in Wien auf einer Veranstaltung von H.C. gesungen hatte! Dieser Federbarde – wie gemacht für ein Frühlingsfest der heiteren Herzen! Waterloo! Herbert K. hatte endlich sein Waterloo gefunden!

Und als am Frühlingsfest von den greisen Lippen des lederhäutigen Austroindianers im Playback „Das ist meine kleine Welt!“ über Minimundus erschallte, da wusste Herbert K. plötzlich aus tiefster Seele, dass er endlich zuhause angekommen war.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.