Wir kaufen bekanntermaßen nicht immer das, was wir wirklich brauchen, oder das, was uns wirklich guttut. In der Werbung werden wir von schönsten Bildern und geschönten Models dazu verleitet, uns Moden anzuschließen, die Durchschnittsbürger*innen – objektiv besehen – nicht gut zu Gesicht stehen. Jahre später, beim Blättern durch alte Fotos, werden wir uns einmal wundern: Wie konnten wir nur…! Grauenhaft!
Ein gewiefter Verkäufer hat uns da wohl verführt. Und so viele andere kauften und trugen gerade Kleidung mit diesem Schnitt, ohne sich im Geringsten zu genieren. Man gewöhnte sich an den Anblick. Und am Ende muss man eben mit der Mode mitziehen, will man nicht gänzlich out sein.
Vielleicht deshalb kamen wir gar nicht auf die Idee, die neumodische Kleidung auf Material, Herkunft, Verarbeitungsqualität oder Farbechtheit zu prüfen. Nach dem ersten Tragen und halblauten Bemerkungen von Freund*innen schauten wir erstmals im Spiegel auch an, wie wir dabei von der Seite oder von hinten betrachtet wirkten. Späte Einsicht: wir würden uns damit besser vor eine Wand stellen, als so auf die Straße zu gehen! Und nach der ersten Wäsche war das teure Stück sowieso nur noch ein schauriger Fetzen. Zum Wegwerfen! Der Fehlkauf landete zuhinterst im Schrank oder bei WAMS.
Politische Fehlkäufe sind leider nicht so einfach zu entsorgen: Da müssen wir das Gewand, einmal ausgesucht, nun für Jahre tagtäglich tragen, egal wie unvorteilhaft es für uns ist. – Doch nächstes Mal, schwören wir uns zerknirscht, wird uns das sicher nicht wieder passieren! Doch das nächste Mal, ein paar Jahre später, ist die Mode ja wieder eine andere, und das alte Modegeschäft ist inzwischen vielleicht aufgelassen worden — die Geschäfte wechseln ja so rasend schnell heutzutage! Ein anderer Verkäufer preist uns nun voller Begeisterung die allerneuesten Frühsommermodelle an, deren unglaublich vorteilhafte neue Farbstellungen und Schnitte! Und so kaufen wir halt doch wieder so ein neues Gewand. Vielleicht ist abermals ein ganz neues Retro der letzte Schrei, der gerade von den USA oder sonst wo zu uns herüberschwappt. Die Mode erinnert an die guten alten Zeiten, sodass wir darüber schon wieder vergessen, dass uns dieser Schnitt wohl heute nicht mehr gut anstehen wird. Und so träumen wir uns in dem neuen alten Gewand in eine sonnig leuchtende Zukunft hinein und vergessen darüber neuerlich das Etikett genau zu studieren, bevor wir zur Kasse gehen …
Und immer so weiter, solange wir die Wahl haben. Vielleicht halten manche deshalb eine Einheits-Uniform — wie in China unter Mao Tse-tung — bereits für eine probate Alternative, um auch hierzulande Fehlkäufe endlich für immer zu unterbinden?