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Warum wählen Frauen Bunga Bunga Politiker?

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Inmitten der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ werden wir mit Statistiken überhäuft, die belegen, dass vor allem der weibliche Wählerzuwachs Parteien an die Macht getragen hat, deren Führer verurteilte Sexualstraftäter sind und die versprechen, Abtreibung wieder strafbar zu machen und überhaupt die Frauen zurück an den Herd zu bringen. Ja, geht´s noch?

Manche erinnern sich vielleicht noch an Berlusconi, diesen uralt gewordenen Entertainer mit den implantierten Haaren und seinen Bunga Bunga Partys, auf denen er minderjährige Gespielinnen anheuerte, um öffentlich damit seine Potenz zu beweisen. Jetzt ist es der ebenso uralte und sicher ohne Hilfsmittel hilflose Donald Trump, der stolz in Prozessen auftritt, bei denen langhaarige, vollbusige Blondinen ihm angeblich zu Diensten waren. Der hässliche Boris Johnson hat seine jungen Gespielinnen zwar eine nach der anderen geheiratet, war aber ungemein stolz auf seine vielfach durch Nachwuchs bewiesene Zeugungskraft, ebenso wie Elon Musk. Da sind dann halt nicht die Prostituiertenfotos, sondern die niedlichen Babyfotos die Trophäen der Männlichkeit. Beim Windelwechseln, abends daheim einsam Babysitten oder bei Elternabenden wurden diese Männer allerdings nie gesichtet. Ab einem gewissen hohen Alter spielen sich jedoch auch Wirtschaftsbosse gerne wieder als Bunga Bunga-Herren auf : In Kanada wird gegen den 91-jährigen Magna-Gründer Frank Stronach in dreizehn Fällen wegen sexueller Übergriffe in seinem legendären „Gästehaus“ ermittelt.

Hierzulande scheinen wir dagegen noch auf einer Insel der Seligen (d.h. der braven Katholiken) zu leben. Da geht es noch relativ gesittet zu. Konservative Politiker, welche die Familie über alles stellen, haben zwar auch bei uns allüberall junge Nebenfrauen, aber die werden von den Journalisten und den Wählern brav übersehen, solange die Angetraute noch bei Empfängen und beim sonntäglichen Kirchgang auftritt und keinen Radau schlägt. Und die Politiker an der Spitze von Rechtsaußen-Parteien mit ganz strengem Frauenbild waren bisher entweder schwul oder sind vielleicht noch zu jung, als dass sie sich Sexualdelikte wie einen Orden umhängen könnten.

Und warum wählen Frauen nun begeistert überall auf der Welt solche Männer? Weil diese versprechen, sie vor den anderen bösen Männern zu beschützen, vor Muslimen und so was? Frauen kann in deren Weltbild (entgegen der Statistiken) ja sowieso nichts passieren, wenn sie brav daheimbleiben. Wie schon Herr Kickl sagte: Sie sollen „daheim dem Mann den Rücken stärken“, was natürlich im Umkehrschluss meint: Frauen sollen sich dem Mann niemals frontal entgegenstellen! Sonst tuscht´s! (Das gilt übrigens auch für die Alibifrauen, die innerhalb dieser Parteien politisch mitagieren dürfen.)

Man kann sich schon lebhaft vorstellen, wie die fundamentalen Christenmenschen demnächst im Oval Office (und, wer weiß, vielleicht auch einmal bei uns?) rauschende Bunga Bunga Partys feiern. Ihre Model(l)-Ehefrauen werden, wie bei Berlusconi selig, schön den Mund halten, glücklich in ihren Villen sitzen und sich denken: Gottlob ist der grauslige Alte heute Abend anderweitig beschäftigt! Und vielleicht ist es genau das, was manche biedere Ehefrau sich für sich und ihren neben ihr schnarchenden, tyrannischen Alten erträumt und sie solche Typen wählen lässt?

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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