Das ewige Leben für den Brenner. In der vierten Verfilmung der Krimi-Reihe von Wolf Haas bringt es den Brenner zurück in seine steirische Heimat. Eine Konfrontation mit seinen Wurzeln.
Schon oft hat der Brenner einen Kater gehabt. Oder zumindest so was ähnliches. Seine chronische Migräne meldet sich auch im neuen Film von Wolfgang Murnberger viel zu oft. Mindestens drei Kopfwehtabletten und eine kalte Dusche braucht der Brenner (Josef Hader) dann um wieder halbwegs durch den Alltag zu kommen. Er ist ein Mann für die große Welt sagt Herr Hermes zu Beginn: Linz, Salzburg, Wien, Eisenstadt. Und jetzt? Seine nicht wirklich geliebte Heimat: Graz – Puntigam.
Des is aber jetzt a blede Gschicht
Ein Haus in Puntigam, vererbt von seinem Großvater soll also sein neues zu Hause sein. Passend zu Brenners Stimmung muss es auch bei Erstbezug regnen. Ein Plastiksackl hilft ihm als Kappe aus. So steht er dann da, Sackl am Kopf und Johannes Silberschneider als Nachbar. Im Haus warten neben einer Katze, einige undichte Stellen inklusive umgerissenen Baum auf ihn. Und so brüchig wie das Haus ist auch Brenners Gemüt: Graz weckt jugendliche Erinnerungen in ihm, er trifft bald auf seine alten Kameraden Köck (Roland Düringer) und Aschenbrenner (Tobias Moretti). Das Einzige was immer bleibt ist seine ständige Migräne. Und seine Ärztin (Nora von Waldstätten) tut noch mit ihren Vorstößen zur Hypnose-Therapie ihr übriges. Die Geschichte nimmt seinen Lauf.
Imbisstandl Endstation
Brenner ohne Hader geht nicht. Bis jetzt stand ihm in den bisherigen drei Filmen auch immer Simon Schwarz in irgendeiner Weise zur Seite. Im ewigen Leben wartet man vergebens auf Berti. Auch mit den Frauen hat Brenner nicht mehr Erfolg als in den anderen Teilen: Mach Klara in Komm süßer Tod, der Apothekerin in Silentium und Birgit im Knochenmann, bleibt auch die Ärztin unerreicht. Vielleicht wird’s ja was mit der Südtirolerin in der Brenner und der liebe Gott.
Moretti, Düringer und vor allem von Waldstätten brillieren neben dem immer guten Hader. Das Drehbuch wurde wieder von Wolf Haas, Regisseur Murnberger und Hader geschrieben und steht dem Buch in nichts nach. Christopher Schärf als junger Polizist überzeugt in seinem Leinwanddebüt und darf gerne öfters auf derer auftreten.
Murnberger, Haas und Hader haben mit „Das ewige Leben„, wieder einen Film geschaffen, der alle Kriterien für einen angehenden österreichischen Filmklassiker erfüllt. Im Gegensatz zu den bisherigen Werken verzichtet der Film weitgehend auf Brutalität und makabere Momente (aber keine Sorge, ganz ohne geht es auch nicht).
Wolf Haas hat mit seiner Brenner-Krimi-Reihe nicht nur eine Figur mit Stellenwert eines Erwin Sackbauers kreiert, sondern auch nachhaltig die österreichische Sprache geprägt und verändert. Mit seiner direkten Anrede an den Leser hat er ein Stilmittel eingeführt, dass vielen Schreibern als Vorbild dient. Die Filme setzen dort an. Anschauen!
Bilder: © Dor Film