Also doch: eine Diskussion über Musik aus Österreich muss her. Passt auch gut für unseren ersten Einwurf. Austropop ist es also geworden, ein Genre, das schon lange bedient wird und zu Österreichs Kulturgut zählt. Die Anfänge von Ambros, Fendrich, Danzer, Prokopetz und Co habe ich allesamt nicht miterlebt, da gab’s mich noch nicht. Trotzdem sind deren Lieder zu so großen Evergreens mutiert, dass auch Generationen nach dem Beginn der Ära, die Texte mitsingen oder nachspielen können.
STS, Opus oder fast jede EAV-Nummer kann ich nicht mehr hören. Das nervt mich einfach nur noch, nach dem 300sten Mal Fürstenfeld und Banküberfall reicht’s mir. Von Live is Life rede ich gar nicht mehr. Dennoch Austropop ist nicht gleich Austropop, eh schon wissen.
Die 90er – ein Schaß
Die besten Abende habe ich mit unserem AFEU-Kollegen Niklas gehabt. Couch, Wein, Zigaretten und Ludwig Hirschs Dunkelgraue Lieder. „Spiel ma noch einmal den Wolf“. Und noch einmal. Und noch einmal. Und dann ganz viel darüber geredet, wie traurig das alles ist, mit dem Tiefpunkt des Todes von Hirsch. Oder jene: Sperrstunde – Lokal leersingen mit Kalt und kälter.
Dabei war der klassische Austropop sowieso schon abgeschrieben. Ö3 hat einmal beschlossen, nur noch englischsprachige Titel zu spielen, weil das irgendwem irgendwas bringen soll. So waren die 90er ziemlich hart, Hyper Hyper und Boygroups im Radio, sonst eher nichts. Falco starb auch. Irgendwann konnten sich in Deutschland Bands wie Wir sind Helden, Juli und Silbermond mit ihrer Muttersprache erfolgreich in den Charts etablieren. Und Grönemeyers Mensch war auch bei uns riesengroß.
Starmania kam, brachte Christina Stürmer, die immer vom Duett mit Ambros schwärmte. Das kam doch etwas überraschend, wie gesagt, im Radio Britney und Mariah und auch schon J Lo. Eieiei tät der Bohlen sagen. Jetzt singt die Frau Stürmer natürlich nicht im Dialekt, aber mit „Ich lebe“ war sie omnipräsent. Ist auch schon was und mit dem Verzicht auf Slang hat sie ja auch Erfolge in Deutschland feiern können. Win win.
Aber „ist das Autropop?“ wird der Leser jetzt fragen.
Semantischer Bullshit
Öffentlich-rechtliche Sender propagieren gerne mit Popmusik aus Österreich oder noch lieber mit Popmusic from Austria. Die Mondscheiner sind dann gekommen. Keine Ahnung wann, dennoch ist man ab sofort ziemlich oft Straßenbahn gefahren. Und die Ausseerer Hardbradler haben ihre Liebe zu BA besungen. Jahre später sollte eine Radiomoderatorin von unbedeutenden Österreichischen Bands sprechen und einen massiven Shitstorm im Netz auslösen. Weil ja Österreich so klein ist und „eh nix gscheites zammbringt.“
Derweil auf FM4 kam der Nino aus Wien, der von Markus immer gerne als negatives Beispiel für alles neue, alte gebracht wird, weil er am Lagerfeuer grad und grad seine drei Akkorde spielen kann aber sonst nur altes in der Mikrowelle lauwarm aufwärmt. Molden ist auch noch dabei. Ich sag’s noch einmal, ohne den Nino aus Wien, gäbe es nur die Hälfte der Artikel auf dieser Seite – „Du Oasch“ ist nun zum zweiten Mal in Folge zum offiziellen Redaktionslied erkoren worden.