Tolomei war ab dem Zeitpunkt der Kriegserklärung darauf erpicht, zu beweisen, dass die Brennergrenze kein willkürlicher Anspruch Italiens sei, sondern, dass diese Gebiete rund um Südtirol und Trient wieder rückgeführt werden müssen in das Königreich Italien. Seine „Reitalianisierung“ gipfelte später unter der faschistischen Regierung Mussolinis in der forcierten sprachlichen Italianisierung Südtirols.
Im Jahr 1915 begann Tolomei ein Programm aufzustellen, welches viele Forderungen zur Annexion Südtirols enthielt. Einige Punkte wurden noch während des ersten Weltkriegs umgesetzt, andere erst später unter dem Faschismus. Die ersten Schritte waren für Tolomei die Zusammenlegung Südtirols mit dem Trentino zu einer Region „Venezia Tridentina“. Weiters sollten alle Gemeindesekretäre und politischen Ämter mit Italienern nachbesetzt werden und die österreichischen Beamten, welche nicht aus Südtirol stammten, ausgewiesen werden. Diese Forderung wurde bereits in den letzten Kriegsjahren umgesetzt. Lediglich 3-4% der deutschsprachigen Beamten in untergeordneten Stellungen, konnten ihren Arbeitsplatz behalten.
Das Schulwesen
Auch der Bildungsbereich sollte einer Veränderung unterzogen werden. Tolomei plädierte für einen langsamen Wandel. Im Unterrichtswesen wie auch in anderen Institutionen sah er folgende Lösung: „Wir können den Deutschen des Oberetsch vorübergehend eigene Kirche, Gerichte, Schule, Verwaltung zugestehen, vorausgetzt, daß die Italiener nie benachteiligt werden. Wo Mittel für doppelte Einrichtungen fehlen, werden die unseren das Vorrecht haben.“ Da die Finanzverwaltung ausschließlich mit Italienern besetzt wurde, war es augenscheinlich, dass auf längere Sicht die deutschen Schulen in ihren Mitteln stark benachteiligt wurden. Auch wenn selbst von italienischsprachigen Einwohnern, die Kürzungen an den deutschen Schulen und die strikte Trennung zwischen Italienern und Südtirolern kritisiert wurde und sogar zu Protesten führte, so wurde dies dennoch umgesetzt.
Die Ortsnamenkommission
Auch wenn Tolomei klar war, dass die Südtiroler Bevölkerung sich gegen die Annexion ihres Landes wehren würden, so wollte er aus außenpolitischen Gründen die sprachliche Adaptierung schnellstmöglich erreichen. Vorrangig waren hierbei die Ortsnamen. Eine Kommission bestehend aus Ettore Tolomei, Ettore de Toni und Vittorio Baroncelli versuchten den lateinischen Ursprung aller Südtiroler Ortsnamen zu beweisen. Da alle drei aber eine naturwissenschaftliche Ausbildung hatten, fehlten ihnen die sprachwissenschaftlichen Grundlagen. Dennoch wurden 12 000 Ortsnamen Italianisiert. Vorerst wurde dieses Projekt wieder abgebrochen, aber es war eine wichtige Grundlage für die faschistische Regierung Mussolinis.
Auch wenn viele andere Bestrebungen in der Zeit des ersten Weltkrieges noch nich umgesetzt wurden, so war das Programm Tolomeis und den Nationalisten eine wichtige Wegbereitung für die spätere radikale Italianisierung Mussolinis.
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