Volpone ist ein reicher Mann. Ein reicher Mann der sein Geld liebt, es hütet und in einer Truhe davor schützt all zu schnell davon zu fliegen und sich unters Volk zu mischen. Noch mehr als seine funkelnden Schätze liebt er es anderen dabei zu zu sehen wie sie nach seinem Reichtum gieren, wie ihnen das Wasser im Mund zusammenläuft und sie sich danach sehnen selbst reich zu sein. Hinterlistig spielt er, gemeinsam mit seinem Komplizen und treuen Diener, den Bürgern Venedigs vor, er sei sterbenskrank. Das Erbe vor Augen kommen sie angekrochen, um dem vermeintlich Sterbenden, dem Reichen ihre Ehrerbietung zu bekunden und sich selbst ein Bild vom Gesundheitsstatus machen zu können. Der Tanz der Erbschleicher, um das viele Geld, beginnt.
Die Volksschauspiele Telfs sind bekannt und beliebt im ganzen Land. Das zeigte auch die hohe Dichte an bekannten Personen, bei der gestrigen Premiere. Landesrätin, Bürgermeisterin, Bürgermeister, Berzirkshauptmann, Medienmanager, Sportstars, Literatur-Größen. Sie alle nahmen gestern im großen Rathaussaal, gemeinsam mit circa 450 anderen Personen, Platz. Der Tanz der Erbschleicher passt perfekt auf eine Volksschauspiel-Bühne. Spiegelt das Stück von Ben Jonson, welches in einer von Stefan Zweig überarbeiteten Version gezeigt wird, doch so manchen Abgrund, so manche Schattenseite unserer Gesellschaft wieder.
Der „Tanz der Erbschleicher“, entstanden Anfang des 17. Jahrhunderts, scheint aktueller denn je. Der Reiche regiert das Volk, gemeinsam mit deren Habgier, Neid und Arglist, lässt es für sich tanzen, spielt es aus und führt es an der Nase herum. All zu oft fühlt man sich während des Stücks an Schlagzeilen der letzten Tage und Wochen erinnert. Volpone – eine griechische Komödie? Nein. Schauplatz bleibt Venedig. Und während man in der Realität, dank den im Stück beschriebenen menschlichen Schattenseiten und Eigenheiten kaum etwas zum Lachen hat, so ist das im „Tanz der Erbschleicher“ doch anders.
Das Ensemble rund um den deutschen Theater- und Fernsehstar Michael Roll und Volksschauspiel-Intendant Markus Völlenklee liefert eine heiter-witzige, makaber-schaurige, ehrliche und unmittelbare Leistung, die ab und an zum Lachen anregt. Zu absurd ist es, mit anzusehen, wie sich die Personen auf der Bühne winden, die Realität verbiegen, die eigenen Frauen verkaufen, die eigene Ehre, den eigenen Sohn – um an ein wenig Reichtum zu kommen. Wenn einer der Hauptdarsteller plötzlich vor das Publikum tritt und verkündet: „Ups. Jetzt hätt‘ ich vor lauter Lügen fast die Wahrheit gesagt“ – dann kann man auch kaum anders als zu lachen.
Spritzig, witzig interpretiert. Ein Tanz rund um einen reichen Mann, der andere gerne leiden sieht, seinen sprunghaft-treuen Diener und so manche Erbschleicher und Dirnen die in der Hölle des Teufels Dienst machen könnten. Echt Volksschauspiele eben. Theaterfreunde. (Kein) Geheim- aber ein Tipp!
Mehr Informationen zum Stück findet man hier.
Artikelbild: (c) Tiroler Volksschauspiele / Facebook Seite