Ja, ich hatte mein erstes Mal mit 23. Natürlich hab ich schon Musiker, Bands und DJ’s live gesehen. Aber mehr so ungeplant. Also man ging fort und da war in dieser oder jener Lokalität halt dieser oder jener Akt. Übrigens wäre ich vor ca. 13 Jahren schon fast einmal im Hafen entjungfert worden. Damals war geplant zu einem Starmania-Konzert (das Ösi-DSDS) zu gehen. Aber wie das Schicksal so will, hob ich mich für jemanden auf, für den man sich nicht sein ganzes Leben lang schämen muss.
Am Donnerstag wurde das also alles etwas geplant. Eine deutsche Freundin überzeugte mich mitzukommen, weil kein anderer Bock hatte. Dann gab es zum Vorspiel auch richtig Vorbands und so. Und dann kam Kraftklub!
Das Konzert
„Kraftklub ist eine fünfköpfige Musikgruppe aus Chemnitz, die Rock mit deutschem Sprechgesang verbindet. Die Musik wird meist als eine Mischung aus Indie, Punkrock und Rap bezeichnet.“ – Das sagt Wikipedia zu den fünf Jungs.
„Mein Leben ist ein Arschloch“: mit diesem Lied startete man in den Abend und die Menge tobte. Warum Innsbruck so auf Kraftklub abfährt war der Band und meiner deutschen Begleitung ein kleines Rätsel. „Weil die sind ja so richtig ‚deutsch deutsch’!“, wurde ich aufgeklärt, „Das mögen die Leute hier doch nicht, oder?“ Doch als die Band fragte, wer denn aus der Gegend kommt und wer nicht, wurde
vieles klar. Der Weekender Innsbruck veranstaltete hier für Numerus-Clausus-Flüchtlinge quasi ein Klassentreffen. Rund ¾ schrien laut bei „Wer kommt nicht von hier?“. Merkbar leiser war es bei „Wer kommt aus Innsbruck?“.
Zwischen den Liedern erzählten die Jungs von ihren miesen Erinnerungen an ihr schlimmstes Konzert beim Air&Style vor ein paar Jahren und wie sie sich bei ihrem jetzigen Aufenthalt ins Cineplexx schmuggelten. Sie hätten ja gezahlt, aber niemand wollte sie um 21Uhr noch reinlassen.
Aufgelockert wurde die schwitzende Partystimmung auch mit einem Glücksrad bzw. Unglücksrad auf dem alte, nicht ganz so bekannte und beliebte Lieder waren.
Als es nach ca. einer Stunde so richtig heiß wurde, wurden erste Rufe nach „Ausziehen!“ laut. Frontmann Felix Brummer zog sein Leiberl aus und rund 60% der Jungs und 5% der Mädchen im Publikum folgten ihm. Jetzt weiß ich auch endlich, warum alle immer ins Fitnesscenter gehen. Die wollen auf diesen Konzerten gute aussehen. Hätte mir auch vorher jemand sagen können.
Natürlich gab es eine Zugabe und Band und Publikum beendeten den Abend glückshormonbeflügelt nach nicht ganz zwei Stunden.
Das Fazit
„Man merkte nicht, dass es dein erstes Mal war“, sagte meine Begleitung. Hat auch durch und durch Spaß gemacht. Die Texte von Kraftklub bedienen wohl im Kern eine Klientel zwischen Teenagern und jungen Erwachsenen. Viel Frust steht auf humorvolle Weise im Fokus wenn sie zum Beispiel „Mein Leben ist ein Arschloch“, „ Für immer Allein“ oder eben „Kein Liebeslied“ singen. Im Vergleich zu Campino von den Toten Hosen, kann Felix Brummer aber wirklich singen was er singt bzw. rappt. Deswegen ist er wahrscheinlich auch „deutsch deutsch“. Die reden schön und singen so, dass man Texte versteht. Und der Tonumfang ist so reduziert, dass jeder mitgrölen kann.
Ein toller Liveact, der die Wände zum schwitzen brachte – das gibt’s wirklich – ich schwör!
Titelbild (c) Facebook- Kraftklub official