Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass sich mittlerweile sehr viel Blaues auf Facebook herumtreibt. Etwas überraschender ist es hingegen, dass sich so manches bei genauerem Hinsehen, nicht nur an den Rändern, braun verfärbt. Dabei geht es wesentlich weniger um die zuletzt heiß diskutierten Hasspostings unter den Beiträgen von seriösen Medien, Organisationen oder Personen. Vielmehr gibt es auf Facebook eine schier unendlich scheinende Anzahl an Seiten, die rechtsrechtes Gedankengut offen verherrlichen. Nachdem der Social-Media-Gigant Facebook zumeist damit beschäftigt ist, Jagd auf böse Nippel zu machen, können sich Rechtsradikale in Ruhe ihre Plattformen aufbauen und vernetzen. Das was früher Angst und Schrecken verbreitet hat, nämlich die Versammlung von Skinheads und Neonazis, passiert mittlerweile seelenruhig vor unseren Augen, ohne dass etwas dagegen unternommen wird.
Finde den Nippel:
Durchsucht man Facebook nach einem berühmt-berüchtigten Nippel-Foto hat man es wahrlich schwer. Man wird zwar auf einigen wenigen Seiten fündig, diese haben jedoch allesamt gemeinsam, dass sie noch nicht lange online sind und daher davon auszugehen ist, dass sie auch bald wieder offline sein werden. Seiten die mehrere Tage alt sind und Nippel zeigen, findet man so gut wie gar nicht. Dieser Versuch findet damit auch schnell ein jähes Ende. Man darf gespannt sein, was die Suche nach rechtsrechtem Gedankengut so hervorbringt.
Finde den Nazi:
So schwer es schließlich war, Facebook einen Nippel-Schnappschuss zu entlocken, so leicht war es hingegen, einschlägige Seiten zu finden, die Nationalsozialistische Ideen oder deren Gedankengut verherrlichen. Es sind gar so viele Ergebnisse zu einschlägigen Themen aufgetaucht, dass es einem schwer fällt irgendwo anzufangen. Da dieser Bericht keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit stellt, sollen hier nur ein paar erschreckende Beispiele des braunen Sammelsuriums erwähnt sein. Wer gerne tiefer in diese Materie eintauchen möchte, soll sich einfach selbst auf die Jagd nach solchen Facebook-Seiten machen. Kleiner Tipp: Viel Zeit und noch mehr dickes Fell mitnehmen, denn Facebook bietet in dieser Richtung wirklich alles.
Egal ob man Wehrmacht, Schutzstaffel oder Adolf Hitler eingibt. Zu allen drei genannten Themen fanden sich unzählige Seiten mit teilweise erschreckend hohen Like-Zahlen von bis zu 90.000 „Gefällt-mir“. Fast noch schlimmer sind die zahlreichen Gruppen, hinter deren Kulissen man meist nur blicken kann, wenn man als Mitglied einer solchen akzeptiert wurde. Was hinter dem Vorhang einer geschlossenen Gruppe mit dem Namen „Schutzstaffel“ so abgeht, möchte man sich eigentlich nicht ausmalen. Die Liste solcher Gruppen und Seiten könnte man noch endlos fortführen. Im Gegensatz zu den Nippel-zeigenden Seiten, werden diese jedoch nicht aufgrund ihrer bloßen Präsenz von Facebook verbannt.
Die scheinbar harmlosen Seiten!
Richtig gefährlich wird es in meinen Augen aber erst in den offiziell etwas harmloser erscheinenden Gruppen und Seiten mit so klangvollen Titeln wie: „Ich bin Patriot, aber kein Nazi“. Die „…aber“-Sprücheklopfer haben in letzter Zeit zu Recht einen zweifelhaften Ruf erworben. Wenn diese Menschen jedoch auch noch als Gruppe oder Seite bei Facebook, offen ihre stumpfsinnige und meist von Pseudofakten durchtränkten Gedanken ausbreiten dürfen, wird es richtig gefährlich für das stabile Fundament einer Gesellschaft, das eigentlich auf Nächstenliebe, Verständnis und Hilfsbereitschaft fußen sollte.
Ebenfalls nicht außer Acht zu lassen sind dann noch die Seiten bekannter rechtsextremer Bands oder die „Privatseiten“ deren Frontsänger. Viele der zahlreichen, so genannten Rechtsrock-Bands haben keine eigene Seite auf Facebook. Meist sind es die Verlinkungen über Wikipedia-Einträge, die trotzdem recht stattliche Summen an Likes vorweisen können. Aber es gibt auch Ausnahmen, die sich offen auf Facebook präsentieren. Da wären zum Beispiel die britische Band „Brutal Attack“, Hannes Ostendorf als Sänger der Band „Kategorie C“, die Bands „Faustrecht“, „Die Lunikoff Verschwörung“, „Max Resist“, „Nordglanz“, „Nordwind“ und „Sonderkommando Dirlewanger (S.K.D.)“. Inwieweit diese Seiten auch von den Bands selber, oder von engagierten Fans betrieben werden, bleibt selbstverständlich im Verborgenen. Andere Bands wie „Division Germania“, „Schwarzer Orden“, „Sturmwehr“ oder „Weisse Wölfe“ haben zwar keine eigene Seite, dafür zahlreiche, von Fans betriebene Gruppen, in denen sich diese austauschen können.
Ihr Nazi wurde eingekleidet von?
Falls ihr euch immer schon gefragt habt, wo die Glatzen ihre besonders ausgefallene Tarnkleidung beziehen, haben wir auch auf Facebook zahlreiche Antworten dazu gefunden. So ist der Bekleidungshersteller Thor Steinar sehr erfolgreich auf Facebook vertreten. Auf über 125.000 Likes bringt es der Betrieb aus Brandenburg. Mit 63.000 Likes setzt diese Hitliste das Label „Pit Bull West Coast“ fort. Dagegen geradezu mickrig kommen die beiden Marken „Mighty Warrior“ und „Ansgar Aryan“ daher, mit 16.000 und lediglich 9.000 „Gefällt mir“-Angaben.
Man sieht also, dass die rechte Szene durchaus in sozialen Netzwerken vertreten ist und dies heutzutage keineswegs mehr heimlich macht. Auch wenn man weiß, dass bei genauerer Recherche und Einschleusen in diverse Gruppen noch wesentlich mehr auszuheben wäre, ist es doch erstaunlich wie viel braunes Gedankengut im Social Web ungeniert an der Oberfläche brodelt. Wer sich davon selbst ein Bild machen möchte, ist hiermit gerne dazu aufgerufen. Eine Meldung dieser Seiten bei Facebook dürfte im Übrigen nicht den gewünschten Erfolg einer Löschung bringen, da diese Seiten eines gemeinsam haben: Die Nippel bleiben streng getarnt!
Titelbild: Screenshot / Facebook