Der "Burenwirt" in Hötting: Eine Bastion der Qualität und Bodenständigkeit

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Der „Burenwirt“ in Hötting: Tradition trifft Qualität


„Heute war der ´Burenwirt´ zur Abwechslung mal nicht so voll“, sage ich zu Alfred. Immerhin sei es aber Montag. „Du täuschst dich“, erwidert Alfred. Alfred ist der Küchenchef und eine der Chefitäten hier. Zusammen mit seiner Frau Ingrid führt er den „Burenwirt“. Die Tradition dieses Hauses in Hötting reicht weit zurück. Bis 1900. Die Tradition war jedoch nicht ungebrochen. Das Lokal wurde nicht durchgehend bewirtschaftet. Sechs Jahre stand es leer, bevor Ingrid und Alfred es 2007 wieder eröffneten. Im Heute ist es eines der wenigen noch existierenden Gasthäuser in Innsbruck, in denen man einen ordentlichen Schweinsbraten, ein schmackhaftes Cordon-Bleu oder hervorragende Knödel bekommt.
„Dafür war aber am Wochenende die Hölle los“, merke ich weiter an. Woran das liege? Am Zusammentreffen von Weihnachtsfeiern, Törggelen-Besuchern und Stammgästen womöglich? Alfred widerspricht mir. Es liege an etwas Anderem. „Hunger und Durst“, beschreibt Alfred lakonisch und konzis die Intentionen seiner Gäste. Diese kommen vor allem in den kalten Spätherbst- und Wintermonaten in Scharen. Da scheint der Hunger und der Durst am größten zu sein.
Ab Donnerstag ist es zunehmend schwer bis unmöglich ohne Reservierung einen Platz in den urigen „Hallen“ des „Burenwirts“ zu bekommen. Der Burenwirt läuft sehr gut bis hervorragend, das Publikum ist gut durchmischt. Von hungrigen Studenten über kulinarische Feinspitze mit Vorliebe zum Bodenständigen bis hin zu Ur-Höttinger-Stammgästen lässt sich hier alles erblicken.
Die Gründe warum all diese Menschen kommen sind schnell gefunden. Es ist vor allem die Reduktion auf das Wesentliche. Die Leute kommen weil sie Hunger und Durst haben. Und noch niemand hat mit Hunger oder Durst den „Burenwirt“ verlassen. Die Speisekarte um das gewährleisten ist nicht zu klein aber auch nicht zu groß.
Die Bierauswahl lässt sich sehen. Craft-Bier wird man dennoch auch nach längerer Suche keines finden. Neben den Standard-Biersorten gibt es aber saisonal wechselnde Biere. Das sind seit Jahren ein sehr gutes tschechisches Bier, ein Bio-Bier aus Österreich und ein Zwickel aus bekanntem Hause im Winter. Anhand der speziellen Biersorten lässt sich für einen Stammgast die jeweilige Jahreszeit bestimmen. Das gibt Sicherheit und Orientierung.
Damit ist auch schon der zweite ganz wesentliche Grund den „Burenwirt“ immer wieder zu besuchen genannt. Die Welt draußen dreht sich immer schneller. Die damals von Jürgen Habermas beschriebene „Neue Unübersichtlichkeit“ ist mittlerweile zum Dauerzustand geworden. Wir leben in unruhigen, chaotischen und komplexen Zeiten. Der „Burenwirt“ hingegen steht für Kontinuität, Klarheit und Übersichtlichkeit. Die Speisekarte wechselt kaum, das Altbewährte überwiegt. Kellner und Kellnerinnen, und natürlich auch die Chef-Leute, grüßen einen mit Namen und kümmern sich selbstlos um die jeweiligen kulinarischen Bedürfnisse. So kommt es schon einmal vor, dass das richtige und saisonal passende Bier bereits schneller am Tisch steht, als man sich hinsetzen kann.


Das Essen im „Burenwirt“: Reduktion auf das Wesentliche


Vor allem fleischlichen Gelüsten lässt sich hier ganz famos frönen. Die herbstliche Törggelen-Platte zum Beispiel geht fast über vor Fleisch, Knödeln und Sauerkraut. Doch nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität überzeugt. Die Küche hier verzettelt sich nicht in übertriebener Feinheit und kulinarischer Schöngeistigkeit, sondern bereitet das, was Fleisch oder ähnliches ist, bestens zu. Auf den Punkt gekocht, gebraten, gedünstet und auf den Tisch gestellt.
Fleisch schmeckt nach Fleisch, die Gewürze sind dezent, aber gut ausgewählt. Ein besonderes Highlight ist das „Steirer Cordon-Bleu“. In der Panade befinden sich Kürbiskerne. Der steierische Einschlag ist damit merklich. Schließlich ist der Küchenchef Alfred eigentlich Steirer – und seine Frau Südtirolerin. In Sachen Kürbiskerne, Kürbiskernöl und Törggelen macht den beiden somit so schnell niemand etwas vor.
Das ist das Schöne bei diesem Wirt. Experimente werden nicht groß geschrieben. Vielmehr geht es um eine Rückbesinnung. Auf das, was damals schon gut war. Auf das, was man selbst am besten kochen kann und am liebsten isst. Die Kürbiskerne finden sich gleich in mehreren Speisen, die Salate sind mit Kürbiskernöl verfeinert. Auch in Sachen Beilagen wird ein anderer Weg als sonst gemeinhin üblich in vergleichbaren Lokalen gegangen. Statt Pommes wird hausgemachter Kartoffelsalat gereicht. „Wir sind keine Imbissbude“, wird Sonja, legendäre Kellnerin des Hauses, nicht müde zu sagen falls Gäste Pommes bestellen.
Nicht nur keine Imbissbude, sondern auch kein Trend-Lokal ist der „Burenwirt“ – obwohl es durchaus im Trend liegt diesen zu besuchen und auch weitere Anfahrten in Kauf zu nehmen. Untrendig ist dieser Ort aber, weil er Substanz über Stil und Sein über Schein stellt. Ausgefeilte Marketing-Konzepte braucht man nicht. Selbst auf eine Homepage verzichtet man. Eine Facebook-Seite existiert außerdem selbstverständlich nicht. Das echte und authentische Erlebnis bekommt man somit nur vor Ort. Unverstellt, ohne Klimbim und ohne große Inszenierung. Die Echtheit dieses Ortes ist nicht vermittelt oder mit Hilfe von Raumplanern ins richtige Licht gerückt. Der „Burenwirt“ IST wie er ist. Er braucht keine sophistische Überredungskunst um das unter Beweis zu stellen. Er benötigt keine ausgeklügelten Lichtkonzepte. Upcycling ist kein Thema. Das Essen spricht für sich.


Fazit


Der „Burenwirt“ ist in diesem Bereich eines der besten Lokale Innsbrucks. Ein wohltuender, urgemütlicher, bodenständiger Ort für Ruhe- und Kontinuität-Suchende. Ein Ort, der einem ein bisschen Geschwindigkeit nimmt und für ein paar Stunden suggeriert, dass die heimische Tradition und Kulinarik ganz und gar nicht deppat ist und wir nicht jeden Trend aus den deutschen Großstädten importieren müssen.
Ein Schnitzel ist ein Schnitzel ist ein Schnitzel. Der Teufel liegt im Detail. Und genau auf diese Details wird im „Burenwirt“ viel Wert gelegt. Es schmeckt. Nichts lenkt vom Geschmack ab. Reis schmeckt nach Reis. Fleisch nach Fleisch. Aufwändige Saucen und ostentative kulinarische Tricks und Kniffe braucht man hier nicht.
Schlicht und einfach: Es schmeckt herrlich und ein baldiger Besuch beim „Burenwirt“ ist dringend anzuraten.

Titelbild: (c) Werner Kräutler

Elfenbeinturmbewohner, Musiknerd, Formfetischist, Diskursliebhaber. Vermutet die Schönheit des Schreibens und Denkens im Niemandsland zwischen asketischer Formstrenge und schöngeistiger Freiheitsliebe. Hat das ALPENFEUILLETON in seiner dritten Phase mitgestaltet und die Letztverantwortung für das Kulturressort getragen.

2 Comments

  1. Dem kann ich nur zustimmen! Wir gehen mit unserer Tochter mittlerweile fast einmal wöchentlich zum Burenwirt und es ist immer wieder herrlich! Das Essen ist IMMER gut, die Wirtsleut und die KellnerInnen sind immer freundlich und es herrscht so eine entspannte, feine, unprätentiöse, urgemütliche Atmosphäre da drinnen!

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