In den letzten Tagen war ein Thema unüberhör- und unübersehbar. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fällte ein Urteil, wonach ein homosexuelles Paar vom österreichischen Recht diskriminiert wurde. Eine Frau wollte das Kind ihrer Partnerin adoptieren. Dies stuften die österreichischen Gerichte als rechtswidrig ein. Durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist es nun aber beschlossene Sache – die Frau darf ihr Stiefkind adoptieren – ein richtungweisendes Urteil mit großer Tragweite. Von Seiten der österreichischen Regierung wurde so beispielsweise bereits angekündigt, das österreichische Recht dahingehend zu ändern, dass es von nun an möglich sein wird, das Kind eines gleichgeschlechtlichen Partners zu adoptieren.
Heiße Diskussion
Nachdem das Urteil öffentlich wurde habe ich auf meinem privaten Facebook Profil einen Link zu einem Artikel gepostet und dabei die simple Frage „Was haltet ihr davon?“ gestellt.
Daraus entstand eine hitzige und teilweise sehr konstruktive Diskussion. Diese Diskussion hat mich nun auch dazu veranlasst, meine Gedanken zu diesem Thema zu veröffentlichen, da ich als unmöglich erachte, dies in wenigen Zeichen auf einer sozialen Plattform zu tun.
In besagter Diskussion und in vielen anderen, die man im Online-Dschungel so finden konnte, wurde mir relativ schnell klar, dass dieses Thema die Menschen spaltet. Das ganze Spektrum von totaler Zustimmung bis hin zu vollkommener Ablehnung war zu lesen.
Im Wandel der Zeit
Vor nicht allzu langer Zeit noch undenkbar, steht nun also eine richtungweisende Entscheidung bevor. Nämlich die Entscheidung, vom klassischen Familienbild –Vater, Mutter, Kind(er)- abzugehen oder daran festzuhalten. Doch ist diese Entscheidung wirklich noch zu treffen?
Bei genauerer Betrachtung muss man dies wohl verneinen. Unsere Gesellschaft hat sich gewandelt. Die Wertung, ob das nun gut oder schlecht ist, möchte ich jedem selbst überlassen, Fakt ist, dass es bereits sehr viele neue Formen von funktionierenden Familienverhältnissen gibt. Seien es alleinerziehende Mütter und Väter, sogenannte Patchworkfamilies oder Wohngemeinschaften, in denen mehrere Mütter ihre Kinder gemeinsam aufziehen. All diese Familienformen erreichen wohl genau dieselben Ergebnisse, wie die klassische Familie. Aus den unterschiedlichsten Arten der Familie und damit der Erziehung erwachsen junge Menschen, die ihr Leben problemlos meistern, andererseits kommt es jedoch bei Kindern aus den unterschiedlichsten Familien auch zu psychischen Problemen.
Übrig bleibt damit eigentlich nur die Entscheidung: Soll ein homosexuelles Paar ein (fremdes) Kind adoptieren dürfen?
Für und Wider
Die Diskussion über diese Kernfrage bietet eine große Palette an Argumenten. Aber ich bin kein Biologe, weshalb ich die Frage „was ist natürlich und was wider der Natur?“ nicht bewerten will. Ebenso wenig bin ich Theologe, weshalb ich die Frage nach der Richtigkeit vor Gott außen vor lassen werde. Ich selbst sehe mich als traditionellen, bürgerlichen und auch religiösen Menschen. In diesen drei Begriffen, kann man auch erkennen, dass mir das Wort Familie am Herzen liegt. Aufgewachsen bin ich selbst als Kind von geschiedenen Eltern, habe viel Zeit mit meiner Mutter und meiner Großmutter verbracht. Meine Eltern haben beide neue Partner gefunden, mein Vater sogar wieder zwei Kinder bekommen.
Dadurch hat das Wort Familie für mich eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Die Familie ist der Platz, an dem ich geliebt werde, an dem ich sein kann wie ich bin und wo ich Hilfe erwarten kann, wenn ich sie brauche. Und auch diese Punkte sind für mich in der aktuellen Diskussion von Bedeutung.
Das Kind im Mittelpunkt
Die Interessen des Kindes sollten bei dieser Frage am meisten im Mittelpunkt stehen, da es als einziger Beteiligter meistens wohl nicht selbst entscheiden kann und will.
Ich gehe bei dieser Bewertung nicht auf irgendwelche Studien ein und habe mir auch keine Expertenmeinungen angehört. Ich finde bei all meinen, mir wichtigen Grundsätzen, keinen Grund der dagegen spricht, dass gleichgeschlechtliche Paare ein Kind aufziehen sollten. Auch durch meine eigene Geschichte und die gemachten Erfahrungen wird diese Meinung bestätigt. Wichtig ist, dass das Kind geliebt wird, dass ihm beigebracht wird, wie man sich in der heutigen Gesellschaft zurecht findet und das es lernt den Unterschied zwischen Gut und Böse zu erkennen.
Alleine die Tatsache, dass in meiner Familie auch andere Meinungen zu diesem Thema vorherrschen, zeigt, dass man ein Kind so erziehen kann, dass es sich eigene Meinungen, Werte und Fähigkeiten aneignet.
Unser aller Aufgabe…
…. wird es jedoch sein, den Kindern einen offenen Einblick in alle möglichen Formen der Familienbildung, der sexuellen Ausrichtung und den jeweils damit verbundenen Konsequenzen zu geben. Wie das genau ablaufen soll? – Da verlasse ich mich mal zur Abwechslung auf die Experten!