Der Winter und besonders die Weihnachtsferien sind eine Zeit der Gesellschaftsspiele. Man sitzt beisammen, Brett und Spielsteine oder auch die Konsole oder der PC werden ausgepackt und los geht´s! Spielen soll ja angeblich den Zusammenhalt fördern und Spaß machen. Tut es auch — manchmal, aber nicht immer. Das hängt sehr von den Teilnehmern ab — besonders wenn Kinder mitspielen.
Was macht man bloß, wenn zum Beispiel der kleine Donald immer schwindelt (das würde man ihm ja noch durchgehen lassen, damit er friedlich bleibt, er ist ja noch nicht erwachsen und Schwindeln zeugt immerhin von einer gewissen Grundintelligenz)? Aber wenn er am Ende bei „Mensch-ärgere-dich-nicht“ jedes Mal total ausrastet und das Spielbrett umwirft, sobald er nicht als erster alle Viere im Ziel hat, dann wird es den Erwachsenen doch meistens zu viel. Da hilft wohl nichts, als ihn total zu ignorieren und nicht mehr mitspielen zu lassen. Der Wicht muss zuerst verlieren lernen, bevor er wieder an den Spieltisch darf.
Ein anderes schwieriges Kind: Was soll man tun, wenn der halbwüchsige Regyp beim Kartenspiel ständig überreizt und sich dann wundert, wenn seine Partner beim Vierer sauer werden und irgendwann keiner mehr mit ihm spielen will? Für Regyp gäbe es jetzt etwas Neues, das ihm sicher gefallen würde: Bei „Coup“ kann man nämlich Geld sammeln (das allein schon würde ihm entgegenkommen), und mit diesem Geld eliminiert man dann sukzessive die Mitstreiter, so wird man Sieger. Und jeder Spieler bekommt zwei (!) Charakterkarten, die ihm alle möglichen Untergriffe erlauben. Wäre das nicht das ideale Spiel für ihn?
Und da gäbe es als weiteres Spiele-Problemkind den pubertären Boris, der sich beim Poker mit einem mageren Drilling stets schon gebärdet, als hätte er mindestens einen Full House. Die Spielchips kosten ihn schließlich nichts. Ein paar Mal nimmt man ihm den Bluff ja ab, aber mit der Zeit kennt jeder seine Mimik. Ihm ist das aber egal, er spielt einfach gern zu hoch und schockiert die Mitspieler mit wahnwitzigen Einsätzen. Und wenn er am Ende keine Chips mehr hat, fordert er zuversichtlich von der Mama eben neue. Für Boristypen ab dreizehn, die das Bluffen und die Intrige lieben, gibt es jetzt „Snake Oil“, da gewinnen sie sicher, wenn sie nur den Mitspielern die sinnlosesten Dinge mit erlogenen Argumenten verkaufen können.
Oder spielt man etwa gerne mit dem dicken Viktor, der beim Monopoly hemmungslos alles aufkaufen möchte, sich aber weigert, den Preis zu zahlen, sobald er auf dem Spielfeld eines Mitspielers zu stehen kommt (was leider ständig passiert)? Dann tobt er nämlich und diskutiert so lange über die Spielregeln, beziehungsweise erfindet aus dem Stand neue, bis Monopoly allen zum Hals heraushängt. Ihm könnte vielleicht „Der Kartograph“ gefallen. Da müssen alle Mitspieler nach jeweils gezogenen Vorgaben eine Landschaftskarte zeichnen, wobei aber die „Wünsche der Königin“ stärker zu berücksichtigen sind als das reale Landschaftsbild. Die Wünsche der Königin würden natürlich von Viktor ausgegeben. Und gewinnen kann nur, wer den Wünschen der Königin entspricht.
Und zuletzt gibt auch noch die leichteren Fälle unter den Problemkindern, wie Basti, Pammi, Wernerchen, Bea und Herbi, die am liebsten Tag und Nacht Scrabble spielen würden und auch immer recht schnell sind, wenn es darum geht, ein schönes neues Wort zu finden. Die allerdings auch nicht davor zurückschrecken, frei erfundene Fantasiewörter einzusetzen und denen dann eine Bedeutung anzudichten, nur um wieder ein paar Punkte zu gewinnen. Diese Kinder sollten vielleicht einmal von den Wortspielereien wegkommen und etwas Vernünftiges ausprobieren, zum Beispiel das Brettspiel „Pandemie“. Da könnten sie endlich wirklich in die Rolle von Forschern, Ärzten und Krisenmanagern schlüpfen. Einen Schwachpunkt hat das Spiel allerdings: Es ist ein Kooperationsspiel, bei dem alle Mitspieler am selben Strang ziehen müssen. Also doch für diese Kinderchen noch nicht wirklich geeignet.
Man sieht schon, spielen ist was Schönes und verbindet, aber nur, wenn man das richtige Spiel für alle findet und sich dann auch alle Teilnehmer an die Spielregeln halten.