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Die „innsbrucker Verschwörungstheorie“ (siehe meinen Beitrag vom 29.1.219 wurde zuletzt auch im französischen Magazin „Le Causeur“ erwogen, von einem Herrn, der unter dem Pseudonym Nicolas Lévine schreibt und laut Auskunft der Zeitung ein höheres Tier ist: „Historien, il travaille dans la fonction publique au plus près du sommet de l’Etat“. Abschließend meint M. Lèvine: „Es ist angebracht, die Verschwörungsgegner (im großen und ganzen sind das die Nachfolger der Antifaschisten) daran zu erinnern, daß es Verschwörungen tatsächlich gibt. Sie waren im Lauf der Geschichte zahlreich, und einzelne unter ihnen hatten entscheidenden Einfluß auf deren Verlauf. Der Ursprung von SARS-CoV-2 ist geheimnisumwittert; unsere ‚Soldaten der Information‘ sollten versuchen, das Geheimnis zu lüften.“

J. erzählt, sie möchte nach Arco fahren, wo sie ein Häuschen besitzt, doch bei der Einreise aus Tirol verlangen die Italiener neben dem Testnachweis eine vierzehntägige Quarantäne, während etwa für Kärntner nur fünf Tage vorgeschrieben sind. Die Formulierung beim ÖAMTC lautet „Reisende, die aus Tirol kommen oder durchfahren.“ Also wäre selbst für einen Münchner, der bei der Durchfahrt durch Tirol auf der Autobahn nicht einmal aufs Klo muß, diese Durchfahrt zu gefährlich?

Ohne Zweifel liegt das an der bei uns recht mild wütenden südafrikanischen Variante, die uns bereits einen Bezirk-Schwaz-weiten Impf-Großversuch eingetragen hat. Sonst hört man zwar wenig davon, auch nicht aus Südafrika (so wie die englische Variante in England mittlerweile offenbar wenig Eindruck macht), und die Intensivbetten in Innsbruck sind angeblich halbleer (wie eine andere Bekannte erzählt hat). Laut TT-Blog liegen in ganz Tirol 31 Menschen auf Intensivstationen. Freund St., der damit beruflich zu tun hat, hat letztes Frühjahr die Zahl der verfügbaren Intensivbetten in Tirol mit 200 beziffert.

Ebenfalls laut TT-Blog: „Innerhalb der vergangenen 24 Stunden bekannt gewordene Verdachtsfälle auf die südafrikanische Mutation: 1. Anzahl der aktuell aktiv positiven bestätigten Fälle und Verdachtsfälle auf die südafrikanische Mutation: 10 (+1 im Vergleich zum Wert des Vortages).“

Kommt Ihnen das recht wild vor? Mir nicht. Aber wir sind offenbar in dem Stadium angelangt, wo die Angst sich verallgemeinert hat, verbreitet hat wie ein Gas, und sich nicht wieder einfangen läßt. Kürzlich war ich als Rechnungsprüfer bei einer Vereins-Hauptversammlung anwesend; es hieß im vorhinein, man möge sich wegen eines geplanten neuen Gruppenfotos und überhaupt, damit dann die Atmosphäre vielleicht lockerer würde, vorher testen lassen. Gut, ließ ich mich testen und marschierte dann am Nachmittag dort ein. Und was sah ich? Drei der neun Anwesenden saßen maskiert am Tisch. Als ich nach dem Grund fragte, sagte eine von ihnen, der Lebensgefährte der besten Freundin sei gerade „daran“ gestorben. Es wird also darauf hinauslaufen, daß wir uns alle impfen lassen, dann zusätzlich testen lassen und schließlich die Maske aufsetzen, für alle Fälle. Und so sitzen wir dann daheim und fürchten uns, während wir uns noch – zur Sicherheit – gegenseitig mit Desinfektionsmittel einsprühen.

Der „Kurier“ erzählt in der gestrigen Ausgabe von einer praktischen Ärztin in Oberösterreich, die laut eigenen Angaben seit einem Jahr ein Asthma-Mittel bei Corona-Patienten mit gutem Erfolg anwendet. Sie habe die schweren Verläufe durchwegs in leichtere umwandeln können. Das Mittel wird von der Firma Astra Zeneca hergestellt, die sich bei der Ärztin gemeldet habe, nachdem eine große Menge an dieser einen Stelle verschrieben worden war. Man habe ihr mitgeteilt, daß das Mittel nicht für Corona zugelassen sei und dies somit eine mißbräuchliche Verwendung darstelle. Zugleich sei eine Studie in Arbeit, deren erste Ergebnisse ebenfalls darauf hindeuteten, daß dieses Mittelchen sehr hilfreich sein könne. Ebenfalls, und auch das seit Monaten, berichten homöopathische und anthroposophische Ärzte von guten Behandlungserfolgen mit ihren speziellen Methoden. Ist das nun ein Fall von „weil nicht sein kann, was nicht sein darf“? Oder was wäre das sonst?

Walter Klier, geb. 1955 in Innsbruck, lebt in Innsbruck und Rum. Schriftsteller und Maler.
Belletristik, Essays, Literaturkritik, Übersetzungen, Sachbücher. Mitherausgeber der Zeitschrift "Gegenwart" (1989—1997, mit Stefanie Holzer). Kommentare für die Tiroler Tageszeitung 2002–2019.
Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a.: Grüne Zeiten. Roman (1998/Taschenbuch 2014), Leutnant Pepi zieht in den Krieg. Das Tagebuch des Josef Prochaska. Roman, 2008. Taschenbuch 2014). Der längste Sommer. Eine Erinnerung. 2013.
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