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Rankings

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Wer kommt am besten durch die Corona-Krise? Gebannt starren alle auf Covid-Dashboards und Ampeln: Welches Bundesland liegt gerade vorn? Ha! Wir führen!

Im internationalen Maßstab suchen wir die Gewinner im Bloomberg Resilience Ranking. Wer hat die wenigsten Toten? Wer ist Impfweltmeister? Deutschland erst auf Rang 34, hinter Frankreich und den Vereinigten Emiraten? Aber immerhin zuletzt 11 Punkte gutgemacht. Und Österreich? Weit hinten! Um 2 Punkte abgesackt. Die Türkei schon knapp auf den Fersen. Eine nationale Katastrophe! Neidvoll wird auf Neuseeland, Japan oder Taiwan geschaut (Inseln! Die haben´s leicht!) oder auf Norwegen und Finnland (Dünn besiedelt und am Ende der Welt. Kein Wunder!) oder Israel (Kriegserprobt! Isoliert! Geld und Datensicherheit spielen bei denen ja keine Rolle!) oder China (Eine Diktatur, klar! Da werden die Menschen lückenlos überwacht. Und wer weiß, ob deren Zahlen überhaupt stimmen?) oder jetzt liegt gar Singapur auf Rang 2. (Das irritiert. Weshalb dieser dichtest besiedelte demokratische Stadtstaat plötzlich ganz vorn? Ah ja, die asiatische Disziplin gepaart mit Kapitalstärke …). Ganz klar, die Corona-Weltmeister haben einfach Startvorteile. Das ist wie bei der Olympiade, bei PISA-Studien oder Uni-Rankings: Die Daten sind nicht vergleichbar, die Parameter nicht treffsicher und überhaupt ist die Beurteilung total ungerecht …

Wie immer bei Rankings gibt es mehr Verlierer als Gewinner und eine Menge Frust: Weshalb sind wir, die Besten und Reichsten der Welt, nicht unter den Ersten? Russland und Saudi-Arabien vor Deutschland und Österreich??  Es geht wirklich bergab mit uns!

Was das Bloomberg Ranking als einziges vielleicht akzeptabel abbildet: Wir Mitteleuropäer sind eben nicht krisenerprobt. Woher sollten wir denn auch wissen, wie man sich in Notsituationen verhält? Im pazifischen Raum haben sie ihre Erdbeben. Da wird nicht lange diskutiert, alle ducken sich unter die Tische, wenn´s losgeht.  In Israel und Südkorea leben sie seit Generationen in Kriegsgefahr. Wenn die Sirenen heulen, begibt man sich ohne aufzumucken in den Keller. Da muss nichts diskutiert oder vom Höchstgericht abgeklärt werden. In Afrika ist die Bevölkerung jung und die sind die schlimmsten Epidemien sowieso gewöhnt, also was soll´s? Ebenso in China und im restlichen ostasiatischen Raum. Zudem trägt man dort schon bei jedem Schnupfen diese blöden Masken. Da lacht dich keiner aus, wenn du mit sowas herumrennst. Die haben es also leicht, gut durch eine Pandemie zu kommen.

Und was lernen wir aus alledem? Vergleiche sind gut, wenn man vorne liegt (vor allem für jene, die sich das Ranking auf ihre Fahnen heften, ohne Wesentliches zum guten Abschneiden beigetragen zu haben). Aber ansonsten sind sie für die Katz. Besser wäre, wir hörten auf zu vergleichen und lernten stattdessen endlich, uns auf absehbare Katastrophen vorzubereiten. Dann müssten wir uns nicht jedes Mal von Neuem wundern, wie uns  — uns! In der besten aller Welten! — so etwas zustoßen konnte?! Wappnen wir uns auch für harte Jahre, anstatt uns auf einer imaginierten Insel der Seligen vor jeglicher Realität zu vergraben oder auf Rankings zu starren. Es geht nicht darum, der Beste zu sein. Es geht darum, in Würde gemeinsam durchzukommen.

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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