In loser Folge stellt das Alpenfeuilleton Ereignisse, Schicksale oder Gegenstände vor, die das Zauberwort „Alpen“ genetisch in sich tragen.
Während der Pandi sind nicht nur diverse Branchen in Schräglage gekommen, auch so mancher Mythos wurde vom Virus heimtückisch überfallen und zu Tode gebracht, obwohl gerade Mythen oft als etwas Unsterbliches hingestellt werden.
Die Alpen sind so ein Fall. Über Jahrzehnte haben sie der Filmbranche Hintergrund, Dialoge und Handlung gespendet, aber jetzt weigern sie sich, als Trottellandschaft für Trottelhelden und deren Trotteldialoge herhalten zu müssen.
So mancher Filmschaffende wacht am eigenen Set auf und merkt, dass man mit den Alpen kein Geschäft mehr machen kann. Es braucht neue Gesichter, eine Landschaft, wo auch Autobahnen und Strommasten drin vorkommen dürfen, und Dialoge, die sich rasch mit der Google in alle Weltsprachen übersetzen lassen.
Vor allem fehlt es an Drehbüchern, die den alten Sound der Dramen überwinden helfen.
Eine neue Generation ist aufgerufen, Streams zu entwickeln, die Zukunft haben.
Am besten beschreibt man die Anforderungen an das Neue, indem man explizit ausdrückt, was es gerade nicht sein soll.
Als Matrix für Drehbuch-No-Gos bietet sich die berüchtigte Fünfer-Box „Alpendrama“ an, die zu Dumpingpreisen im Netz angeboten wird. – Seht her, so sollt ihr es künftig nicht machen!
In die Box sind folgende fünf DVDs samt Kurzinhalt eingeschweißt:
1. AM SEIL
Nach dem Auszug ihrer Tochter Babsi aus der gemeinsamen Wohnung findet die Kunsthistorikerin Lena auf dem Speicher in einer Kiste ein Foto, das ihre Mutter Magdalena als junge Frau auf einem Berg, dem Simonskopf, zeigt und eine alte Postkarte von 1964. Auf dieser Postkarte äußert ihre inzwischen verstorbene Mutter den Wunsch, einmal an diesem Ort begraben zu werden. Da Magdalena die Berge gehasst haben soll, wird Lena neugierig und möchte das Geheimnis, was sich hinter besagter Postkarte und dem darauf vermerkten Wunsch verbergen könnte, herausfinden.
2. WILDFEUER
Bayern um die Jahrhundertwende: Die junge Emerenz Meier verlässt den elterlichen Hof. Zu Hause als narrische Verslmacherin verspottet, will sie ihren eigenen Weg gehen – als Dichterin und als Frau. Emerenz erlebt zahlreiche Enttäuschungen, aber sie gibt nie auf, weder in der Liebe noch bei ihrem beruflichen Traum, der Dichtung!
3. TAUERNGOLD
Der mittellose Jakob Hirzbacher versucht um 1870 in den Hohen Tauern im Goldbergbau sein Glück. Die Dorfbewohner wollen einen Dahergelaufenen wie ihn und seinen kleinen Sohn nicht. Außerdem ist der Kampf um die Schürfrechte entbrannt, wobei dem korrupten Bergrat Feileis jedes Mittel recht ist. In einer stillgelegten Mine im Besitz der Katharina Radacher kommt es zu einem folgenschweren Sabotageakt.
4. GIPFELSTURM
1820 kommt der junge Leutnant Naus ins Zugspitzgebiet, um im Auftrag des bayerischen Heeres das Land topographisch zu vermessen. Doch Naus strebt nach Höherem. In der Hoffnung, seine Aufstiegschancen beim Militär und seine gesellschaftliche Reputation zu erhöhen, will er die Zugspitze bezwingen. Die Einheimischen, die noch stark unter den Nachwirkungen der napoleonischen Kriege leiden, sehen in Naus lediglich einen Störenfried. Allgemein herrscht der Glaube, dass auf dem Gipfel der Zuggeist eine Springwurzel bewacht, die ewigen Reichtum verspricht. Bisherige Versuche, die Springwurzel zu finden, endeten tödlich. Doch Naus lässt sich davon nicht abhalten.
5. JENNERWEIN
Als Kind muss Georg („Girgl“) Jennerwein mit ansehen, wie der königlich-bayerische Jäger Mayr Girgls Vater, einen Wilderer, erschießt. Zehn Jahre später, als Girgl aus dem deutsch-französischen Krieg ins Grenzgebiet zwischen Bayern und Tirol zurückkehrt, beginnt auch er die Wilderei und wird von Mayr ins Visier genommen. Doch Girgl und sein Freund Pföderl versuchen nur, den Menschen in Not zu helfen – bis eine Frau zwischen die beiden Freunde tritt.
(Zitiert nach DVD-Produktinformation „Alpendrama“, bei Amazon)
STICHPUNKT 21|36, geschrieben am 19.05. 2021