Ich versuche mir gerade die Nachrichten abzugewöhnen, insbesondere das Morgen-, Mittags- und Abendjournal auf Ö1, die ich so lange, als es sie überhaupt gibt oder so lange, als es mich gibt, bisher eigentlich immer gehört habe. Die ursprüngliche Absicht bei dem Unternehmen, nämlich zu informieren bzw. informiert zu werden, hat sich dieser Tage offenbar erledigt. Es geht nun vielmehr ums Angst machen (Wieviel Tote schafft die Delta-Variante heute in Indien? Wann beginnt das große Menschen-Grillen dank Klimawandel?) und um die damit in Verbindung stehende Bußpredigt (Was, Sie fahren noch immer ein Dieselauto? Und sind noch immer nicht geimpft?). Aufgelockert wird das ganze durch kleine Exkurse in die angewandten Genderwissenschaften, garniert durch die mehr oder weniger akrobatischen Sprechübungen der Sprecher und Innen, die ja jetzt in aller Kürze den sogenannten Knacklaut („glottal stop“) vor dem Innen einüben müssen. Der Knacklaut kommt dort, wo man neuerdings ein Sternchen schreiben muß.
Mit einem Wort, das ganze ist abwechselnd langweilig, ärgerlich und bedrohlich; bedrohlich, weil wir offenbar freiwillig und in großer Geschwindigkeit uns auf ein weltweites Experiment im Fach „Totalitarimus des 21. Jahrhunderts“ zubewegen. Da wäre man dann doch gerne Karlsson vom Dach und machte nicht mehr mit, wenn es zu unlustig wird.
Heute übte ich mich während des Abendjournals, als ich eine zeitlang auf einem M-Preis-Parkplatz warten mußte, darin, das Abendjournal nicht zu hören und stattdessen das muntere Kommen und Gehen zu betrachten. Dann wurde es mir doch zu fad, und ich beschloß, mich zusätzlich mit Musik zu berieseln. Bis ich eine CD gefunden und vom Radio auf den CD-Player umgeschaltet hatte, gelangte nun doch eine neue Nachricht an mein Ohr, und die war schon wieder ihr Geld wert.
Der Minister gewordene Martin Kocher bekommt einen Nachfolger als IHS-Chef, und diese Nachricht, gesprochen am 30. Juni 2021 kurz nach 18 Uhr auf Ö1, muß man direkt gehört haben, um das, was ich meine, mit seinem vollen Aroma auszukosten (geht dank 7-Tage-Nachhören). Der Neue (Namen tun nichts zu Sache) hat drei gravierende Fehler: er ist ein Mann! Großes Pfui! Selbst in der Shortlist waren nur Männer! Doppel-Pfui! Und er ist – halten Sie sich fest – ein „Ordo-Liberaler“. Das heißt, kurz gesagt, er ist für freie Märkte und dagegen, daß sich der Staat hemmungslos in Schulden stürzt! Ein dreifaches Pfui und ab in die Hölle mit ihm!