Beim Wort „Teamplayer“ dachte man früher zuvorderst an Fußball. Da ging es darum, dass alle in der Mannschaft gut aufeinander eingespielt waren und wussten, wo sich das gegnerische Tor befand. Inzwischen ist Fußball ja –zumindest nach meiner laienhaften Beobachtung – vom Teamsport zum Star-Sport mutiert. Das Team hat insofern zu funktionieren, dass es dem teuer eingekauften Star der Mannschaft den Ball vorlegt. Das führt dann dazu, dass das Endergebnis von der Tagesverfassung des jeweiligen Stars abhängt. So ähnlich scheint es sich hierzulande auch mit „Teams“ im öffentlichen Bereich zu verhalten, selbst wenn dort die Stars so großartig nicht sind.
Nun hatten wir gerade Gemeinderatswahlen, bei denen allüberall Bürgermeister-Kandidaten mit ihrem jeweiligen „Team“ antraten. Da standen zwanzig Leute auf einer Liste, strategisch ausgewählt aus den zahlenmäßig größten Familien der Gemeinde. Bloß werden diese „Teams“ in den kommenden sechs Jahren voraussichtlich nichts mehr zu melden haben. Teammitglieder haben nämlich in der Kommunalpolitik meistens bloß die Funktion, dem Erstgereihten brav die Wählerstimmen zuzuspielen und später, sollten sie im Gemeinderat einen Sitz ergattert haben, bei allen Vorschlägen des Bürgermeisters der eigenen Fraktion zustimmend die Hand zu heben.
Auch im Tiroler Landestheater tritt eine neue Intendantin Star-mäßig mit „ihrem Team“ an, wofür alles Bisherige weichen muss, sei es noch so innovativ und hatte es sich auch bisher in der Zusammenarbeit mit den anderen Theatersparten als wunderbar teamfähig erwiesen. Aber solches Herrschaftsverhalten plus der Eigendeklaration als Teamplayer*in gehört sich wohl am Theater, wenn man es zu Ruhm und Skandalen bringen will. Man erinnere sich an den absolutistisch agierenden Peymann im Burgtheater, der auch alles mit „seinem Team“ auf den Kopf stellte. Das alte und das neue Team dann zu Großem und Neuem zu verschmelzen, dauerte jahrelang und wäre vermutlich mit weniger brachialen Methoden auch ohne so tiefe Kränkungen der alteingesessenen Künstler zu erreichen gewesen. Es hätte das Burgtheater die internen Querelen und die Publikumsverluste wohl diese Intendanz nicht überlebt, wäre Peymann nicht der begnadete Public Relations Manager gewesen, der die internen Theaterstreitereien zu einer österreichischen Kulturrevolution hochzustilisieren vermochte.
„Teamgeist“, „Teamarbeit“ — was bei modernen Firmen, in Schulklassen und Seminaren seit Jahrzehnten gelebter Alltag ist, klingt hierzulande immer noch modern, was nur beweist, wie weit wir in unseren Strukturen ins Hintertreffen geraten sind. Wir befinden uns im politischen Leben noch auf der K&K-Stufe von Herrschaft und Gefolgschaft. „Gefolgschaft“ wäre demgemäß auch der passendere Begriff, den man oft besser verwenden würde. Aber wer würde schon einen Bürgermeisterkandidaten/eine -kandidatin mit ihrer „Gefolgschaft“ wählen? Oder eine Intendantin, die mit ihrer „Gefolgschaft“ den Dienst am Landestheater antritt? Nennen wir es halt doch besser „Team“ …