„Leck Tirol“ am Samstag, da ist die Märchentante mit der Moderation dran. Sie bleibt nach der Sendung angeblich noch auf Sendung und macht Kinderfrühstück im Studio, dabei dürfen die Kinder ins echte Mikro singen, unter anderem No-milk-today.
Diese After-Send-Sendung wird leider nicht übertragen, weil keine Werbung gesendet werden darf mit Kindern. Und weil diverse Milchhöfe darüber streiten, wer die Senderechte für den Nicht-Milch-Song für wie lange gekauft hat.
Solche Gedanken gehen dem „ein-pensionierten“ Afta Grins durch den Kopf, er liegt noch immer im Villacher Eisenbahnerhotel. Und zwischen Aufwachen und Weiterschlafen tritt tatsächlich dieser angenehm mumifizierte Zustand auf, den viele für die Pension halten, und spontan einpensioniert sagen, wenn sie einbalsamiert meinen.
– Der Wetterbericht lässt sich heute als Märchen erzählen. Die Bauern sitzen in den froschgrünen Traktor-Kabinen, die von einem Tiroler Familienbetrieb in Handarbeit hergestellt worden sind. Die Bauen fahren mit ihren Händen über die Kühlerhaube des Monstrums, ehe sie ins Feld hinaus stürmen mit GPS. Sie müssen sehr vorsichtig sein, weil die Grundstücke durch Erbteilung sehr schmal geworden sind. Deshalb sind sie auch online mit dem Grundbuchregister verbunden, sodass sie nicht danebenpflügen.
Die Moderatorin muss ihr Schwärmen sanft unterbrechen, jetzt spielen wir aber was, sagt sie und spielt was aus dem digitalen Speicher ab.
Auf dem Monitor sieht sie genau, wie weit der Song schon abgewickelt ist, und nach einem Fade-out schleicht sie sich wieder mit ihrer einmalig-schleimigen Stimme in die Sendung.
– Ähnlich wie die Bauern sind heute die Förster mit ihren Harvestern unterwegs, auch diese sind in Handarbeit gefertigt von finnischen Familienbetrieben im Midnight-summer.
Um diese Geräte schwirren die Borkenkäfer besonders gerne herum, weil sie meinen, sie seien in einem Finnischen Fichtenwald.
Noch während die Borkenkäfer den Stinkefinger zeigen, ist der Wald schon abgeerntet, sodass die frechen Käfer die Eier ins Leere ablegen müssen. Aber keine Angst liebe Zuhörer, Ihre Frühstückseier stammen aus heimischer Bodenhaltung.
Jetzt spielen wir wieder was, und dann kommen wir zum heutigen Optimismusspiel.
Afta Grins hört, dass was gespielt wird, es dauert noch eine gute Stunde, bis es im Villacher Hotel Kaffee gibt. Die haben nämlich die WEZ, wo wir die MEZ haben. Wir sind ja im Westen vom Wörthersee, erklären sie ihm den späten Start der Kaffeemaschine. – Mittlerweile ist er schon erstaunlich wach für einen Pensionisten und kann sich das Optimismusspiel in Ruhe anhören.
– Meingott, wie schön es heute wieder ist, Sie können Rasenmähen oder in den Pool springen!
Rufen Sie uns beim Optimismusspiel an und erzählen Sie uns, wie Sie heute den märchenhaft schönen Samstag genießen werden. – Ist schon jemand in der Leitung?
– Ich bin in der Leitung, ich habe sie mir schon um den Hals gebunden und werde gleich abtreten!
– Meingott, was machen Sie?
– Ich bringe mich heute um.
– Warum?
Im Studio muss es rund gehen, man hört Schnaufen und dass Knöpfe gedrückt werden.
Afta Grins steht unbeeindruckt auf wie ein Ex-Moderator und macht seine Frühstückswurst, der Empfang ist schlecht in Villach, die Verdauung hervorragend.
STICHPUNKT 22|52, geschrieben am 13. Juni 2022