Wie man in verschiedenen Ländern gute und schlechte, aber zumindest berühmte Schauspieler*innen ehrt, sagt wenig über die Stars, aber viel über das Land aus.
In den USA ist ein Stern auf dem Walk of Fame das, was darstellenden Künstlern angeblich zu ewigem Ruhm, egal wie lange das sein wird, verhilft. Ein Stern auf der Straße würde bei uns bestenfalls mit einem Stolperstein für die im Holocaust Ermordeten verwechselt werden. Man trampelt hierzulande zwar immer noch ungeniert auf toten Juden herum, niemals aber auf toten Stars.
In Großbritannien werden die Erfolgreichsten mit einem Gratis-Adelstitel geehrt und dürfen sich fortan Sir oder Lady nennen. Das kostet den Staat keinen Penny und Queen oder King haben eh nichts Gescheiteres zu tun, als irgendwelchen Leuten den Ritterschlag zu versetzen. Die zusätzlichen Buchstaben auf Visitenkarten und am Grabstein muss der/die Geehrte dann selber berappen. So hat Großbritannien eine schöne Symbiose von adeliger Standesgesellschaft und neo-liberalem Kapitalismus gefunden.
In Frankreich erhält Frau wie Mann, wenn sie´s in die erste Riege der Berühmtheiten geschafft haben, vom französischen Kultusminister einen schönen männlichen Titel wie Commandeur des Arts et des Lettres verliehen. Immer unter wehender Tricolore und mit ganz viel Patriotismus garniert. Bei Ableben spricht bei den allergrößten Stars sogar schon mal der Präsident im Ehrenhof neben dem Pariser Invalidendom rührende Worte über die verblichenen Film- und Theatergrößen. Ansonsten aber müssen sich berühmte Darsteller*innen mit einem der internationalen Filmpreise zufrieden geben, die wenigstens ebenfalls schöne, männliche Namen tragen wie Cesar oder Oscar.
In Italien wird man immerhin mit einer etwas erotischeren Kleinskulptur, dem Davide di Donatello, geehrt oder ebenfalls mit einem Verdienstorden, diesmal jedoch nicht nur für Kunst, sondern gleich auch für Wissenschaft. Da bleibt dann für immer offen, was man alles geleistet hat oder hätte leisten können.
Deutschland ist dagegen eher praktisch veranlagt. Hier ehrte man zum Beispiel Bud Spencer, der eigentlich Italiener war und auf Deutsch einen amerikanischen Cowboy spielte, posthum, indem man ein Schwimmbad nach seiner Person und eine Pizza „Vier Käse für ein Halleluja“ benannte. Das sorgt wenigstens weiterhin für solide, volksnahe Geschäfte. Der Schauspieler selbst hatte ja zu Lebzeiten schon genug mit immergleichem Gesichtsausdruck und wenig Text verdient.
In Österreich jedoch geht es den darstellenden Künstlern am allerbesten: Hier bekommt man schon zu Lebzeiten, wenn man sich nur irgendwie aufführt, einen Beamtenstatus inklusive Pensionsberechtigung am Burgtheater oder eine langjährige Fixanstellung in anstrengungslosen ORF-Serien, wahlweise in Wien, Kitzbühel oder einem anderen Bergdorf — wo immer der Tourismusverband gerade sponsert. Dazu meist irgendein Goldenes Ehrenzeichen. Und am Ende, als Draufgabe sozusagen, noch ein stattliches, staatlich finanziertes Ehrengrab am Zentralfriedhof.
Und das alles—mit der kleinen Ausnahme vom Burgtheater, was aber durch andere lukrative Jobs mit saftigen Abfertigungs- und Pensionsansprüchen mehr als wettgemacht wird — wird sogar äußerst mittelmäßigen Laien-Darsteller*innen aus Politik und Wirtschaft zugestanden.
Da soll noch einer von Fair Pay faseln und behaupten, dass es dem Theatervolk bei uns nicht bestens ginge!