Photo by Feliphe Schiarolli on Unsplash

Zukunft. Brennpunkt. Schule.

Vor allem im urbanen Raum ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ein großes Thema. Wie sollen wir künftig damit umgehen?

/
3 Minuten Lesedauer

Die einen sprechen von sprachlichen Defiziten und kulturellen Unterschieden, die anderen gar vom Bevölkerungsaustausch und malen eine düstere Zukunft. Vor allem im urbanen Raum ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ein großes Thema. Wie sollen wir künftig damit umgehen, wenn in manchen Stadtteilen oder an manchen Schulen der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund deutlich steigt? Welchen vernünftigen Zugang finden wir, ohne die Debatte unnötig in einer Richtung zuspitzen zu müssen? Die gute Nachricht ist, dass es durchaus Best Pratice Beispiele gibt, es gilt nur genau hinzuschauen und davon zu lernen.

Die Innsbrucker Bevölkerung in Zahlen

Die Bevölkerungsstatistik in Innsbruck lässt sich auf zwei Arten lesen. Entweder so, wie es die FPÖ macht, oder so, wie es jeder Mensch mit halbwegs intaktem Hausverstand machen würde. Die Zahl der Inländer ist laut Statistik der Stadt Innsbruck zwischen 2018 und 2023 von 98.542 auf 91 688 Personen gesunken. Die Zahl der Ausländer dagegen ist zwischen 2018 und 2023 von 34.997 auf 40 831 Personen gestiegen. Der Ausländeranteil in Innsbruck ist also von 26,21 Prozent auf 30,81 Prozent gestiegen. Was für das einfache Gehör danach klingen mag, als würde fast jeder dritte Innsbrucker der deutschen Sprache nicht mächtig sein, ist im Detail doch etwas komplexer. Von den 40.831 Personen aus dem Ausland sind 22.292 Personen aus der EU. Mehr als 10.000 Personen alleine aus Deutschland. Aus Syrien, Somalia und Afghanistan sind übrigens gemeinsam 3.309 Personen und damit ein bisschen weniger als aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Es zeigt sich also, dass Zahlen sehr geduldig sind, je nachdem von welcher Seite man sie betrachtet. Unbestritten ist, dass es in Innsbruck Schulen gibt, an denen der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund deutlich höher ist, als an anderen Schulen. Den entscheidenden Unterschied macht es allerdings, wie wir damit umgehen.

Das Paradebeispiel aus dem Ruhrgebiet

Das Gymnasium Essen Nord-Ost ist ein Vorzeigeprojekt, wenn es darum geht eine vielfältige Schulgemeinschaft zum Erblühen zu bringen. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund beträgt an diese Schule stolze 90 Prozent und trotzdem schaffen fast alle Schülerinnen und Schüler das Abitur. Manche Kinder kommen an die Schule und sprechen kein Wort Deutsch, trotzdem hat die Schule einen Weg gefunden, diese schwierigen Grundvoraussetzungen zu ihrem Vorteil zu nützen. Möglich macht das eine Kombination aus spannenden pädagogischen Konzepten, einem wertschätzenden Umgang mit den Kindern und eine Schulgemeinschaft in der alle anpacken, also Schüler, Lehrer und Eltern. Das Gymnasium Essen Nord-Ost hat 2020 den Deutschen Schulpreis gewonnen und ist definitiv wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Vor allem von unseren noch so klugen Entscheidungsträgern, die unsere Schulen seit Jahren in ein enges Korsett zwängen und sich wundern, warum die Kinder und Jugendlichen sich nicht entfalten können.

Weitere Infos zur Preisträgerschule finden sich hier.

Politischer Mensch. Ausgeprägtes Bewusstsein für Umwelt, Ökologie und Gerechtigkeit. Hat Politikwissenschaften studiert. Arbeitet aktuell in der Politik. Auf Landesebene. Interessiert sich für Weltpolitik. Schreibt gerne Analysen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.