1.
Menschen, die das Leben schon fertig beobachtet haben, kommen zum Schluss, dass zwischen Kindheit und Alter fast kein Unterschied besteht.
Natürlich ist die biologische Richtung jeweils eine andere. Während die Haut des Kindes sich oft ins feiste Wachstum zwängt, fällt der alte Mensch gerne aus dieser heraus und beginnt zu schlabbern.
Aber im Kern versuchen beide Hautinsassen, die Zeit darin abzusitzen.
Dass es eine Ähnlichkeit zwischen beiden Altersabschnitten geben muss, sagt uns der Konsum. Beide Gruppen sind für die Wirtschaft wegen des Konsumverhaltens interessant.
Die Kids halten ständig die Hand auf und wollen haben.
Die Alten weinen, wenn sie diese aufgehaltenen Hände sehen, und kaufen deshalb, was die Kids haben wollen.
Eine weitere Analogie besteht vielleicht darin, dass beide „Randgruppen“ des biologischen Ablaufs viel Zeit haben und nicht mehr recht wissen, was damit anfangen.
Und der Fachkräftemangel betrifft sie beide elementar, die Kids haben keine Pädagoginnen zum Spielen, und die Alten keine Zivis, die ihnen hinten was herauswischen.
Bei Statistiken zu diesen Randgruppen ist die Unschärfe geradezu vorprogrammiert.
Die Alten schämen sich, die Wahrheit zu sagen, weil sie nicht wissen, was dann mit ihnen geschieht.
Womöglich kommen sie in eine geriatrische Spielgruppe und müssen Behandlungen im Sitzkreis absitzen, wenn diese einmal von der Gesundenkasse verschreiben sind.
Und die Kids wissen nicht, was sie bei Befragungen sagen sollen, denn es könnte eine pädagogische Maßnahme folgen, wenn man ehrlich ist und sagt, „dass man sich am liebsten im Internet aufhält“.
2.
Um dieses Desaster, dass niemand so recht weiß, was er mit seiner Lebens- und Freizeit anfangen soll, ein wenig aufzumischen, ist hier ein Versuch der Ermunterung angeführt.
Für eine großflächigen Statistik hat man 2020 in Deutschland zusammengetragen, was Kids im Vorschulalter so treiben.
Mehrfachnennungen waren dabei erwünscht, weil es sich ja um eine bunte Gesellschaft handeln sollte, wo für jedes Kind etwas Zeitvertreibendes dabei ist.
Natürlich haben die befragenden Pädagoginnen nachgeholfen, wenn ein Kind nicht auf Anhieb eine gute Antwort liefern wollte. Über den Trick der Mehrfachnennung lässt sich alles unterbringen.
Hier kommt es abermals zu einer Überschneidung mit den Alten, wo ja auch in diversen Vormundschaften durch „Erwachsenenvertreter“ geregelt wird, was man sich im Alter so wünschen soll.
3.
Für die Alten ein Tipp:
Sollte wieder einmal der Nebel nicht aus der Rente abziehen und den Sonnenschein des Alters freilegen, könnte man ja die Freizeitliste der Kids durchgehen und selber die eine oder andere Passivität absitzen.
Kids im Vorschulalter wollen täglich (Angabe in Prozent):
Freunde treffen – 58
Draußen spielen – 48
Sport treiben – 30
Digitale Spiele – 31
Fernsehen – 24
Familie Eltern – 20
Smartphone nutzen – 19
Drinnen spielen – 15
mit Tier beschäftigen – 15
Malen Zeichnen Basteln – 14
Internet nutzen – 9
(Quelle: de.statista.com)
Tatsächlich vergeht auch im Alter die Zeit wie im sprichwörtlichen Nu, wenn man sich die Freizeitwünsche der Kinder selbst erfüllt.
STICHPUNKT 23|38, geschrieben am 18.04.2023