Allseits sorgt man sich derzeit um die „freie Fahrt für freie Bürger“. Früher war dies ein Prärogativ der Deutschen und ihrer Autoindustrie, die auch jetzt gegen jedes kleinste klebrige Hindernis auf ihrem Weg mittels Strafrecht vorzugehen bereit sind. Auch bei uns schreien schon manche nach härtesten Strafen, wenn dem Auto eine menschliche Existenz im Wege steht.
Dabei geht es ja derzeit nur um Tempo 100 auf den Autobahnen. Das durchzusetzen wäre doch eine Lappalie! All jene, die das Klima halbwegs im lebenswerten Bereich halten wollen, könnten einfach immer mal wieder — sozusagen mit verteilten Rollen – auch auf der Überholspur nicht schneller als 100 kmh fahren. Das ist zwar ebenso gefährlich wie sich anzukleben, sobald ein aggressiver BMW von hinten blinkend auffährt, aber zumindest würde sich dann die Gefährdung auf mehr Bürger verteilen, die armen jungen Leute brauchten sich nicht mehr stellvertretend für alle anderen ihre Hände kaputtzumachen, und die Gerichte könnten sich anderem widmen.
Und mit der freien Fahrt für freie Bürger ist es bei genauerer Betrachtung sowieso nicht so weit her. Denken wir nur an die spärlich gekennzeichneten Fahrradstreifen in der Stadt, die zuerst lebensgefährlich gegen Einbahnen verlaufen und dann plötzlich im Nichts enden. Oder an das Radwegekonzept, nach dem mit Landessubventionen Feldwege asphaltiert wurden, wo einem wie eh und je (nur jetzt schneller als früher), der Traktor entgegenbraust und großzügig Mistklumpen-Hindernisse verstreut.
Und erst recht beim Schifahren! Da ist es mit der freien Fahrt ja schon längst aus. Wieviel Freiheit im gfiarigen Schnee gibt´s denn noch, wenn die einzig befahrbare Piste ein schmaler, eisiger Streifen zwischen Steinen und sprossendem Grün ist, auf dem sich tausend Touristen in angepasster Geschwindigkeit tummeln?
Die sogenannte freie Fahrt wird dennoch von ein paar Altvorderen weiterhin gefordert und gefördert. Von dieser Minderheit wird über alle Bedenken und Argumente des Rests der Menschheit resolut drübergefahren. Die Freiheit der Massen besteht dagegen darin, dass jeder sich ums eigene Leben und die Zukunft selber sorgen darf.
Vom freien aufrechten Gang ist da noch nicht einmal die Rede. Wie wär´s eigentlich, wenn man den mal subventionierte?