Die frühere Ansage „Sehr geehrte Damen und Herren …!“ hat sich bekanntlich überholt. Sogar im Flugzeug soll sie aus Respekt vor Diversität nicht mehr verwendet werden. Aber auch aus anderen Gründen sind die Anreden „Dame“ und „Herr“ nicht mehr opportun. Nur Bauernbundfunktionäre haben das noch nicht gecheckt.
Vor allem bei der Anrede als „Dame“ denkt man inzwischen an das „Damenprogramm“ bei Kongressen und anderen Treffen hochvermögender „Herr“schaften, bei denen die zwangsweise mitgeschleppten Ehefrauen und anderweitigen Begleiterinnen dezent aus dem Weg geräumt werden, damit die Männer ungestört mit ihren wichtigen Agenden unter sich bleiben.
Auch bei WC-Anlagen haben sich die Bezeichnungen „Damen“ und „Herren“ überholt. Sie wurden durch „Männer“ bzw. „Frauen“ ersetzt, oder man hat sich durch lustige Bildchen überhaupt aus dem Bezeichnungsproblem davongeschlichen.
Früher sprach man auch von Damenfußball. Erinnern sie sich noch an diese Ur-Zeiten? Inzwischen haben sich Frauenfußballmannschaften schon fast überall durchgesetzt. Man stelle sich nur vor, ein Sportjournalist würde von den „Herren“ vom FC Wacker Innsbruck sprechen! Da würde man schließlich nicht an die Spieler, sondern an ganz andere Personen denken!
So kehren wir langsam wieder ins Mittelalter zurück, als die „frouwe“ die hochgeachtete adelige Dame war, während das „wip“ die — ebenfalls geachtete — Frau der niedrigeren Stände bezeichnete. Frauenvereinigungen, welche sich selbstbewusst, aber nicht sozial überheblich geben wollen, bezeichnen sich inzwischen selbst schon wieder gerne als „Weiber“-XY. So wie emanzipierte Männer sich nicht gerne im „Herrengesangsverein“, in der „Herrenmannschaft“ oder am „Herrenstammtisch“ einfinden möchten. Ein ganzer Mann hat sowas nicht nötig. Und eine ganze Frau will nicht zu den „Damen“ abgeschoben werden. Und erst recht nicht zu den sprachlich vergewaltigten „gebärfähigen“ oder „menstruierenden Personen“ – das bezeichnet nämlich auch nicht / noch nicht / bei weitem nicht mehr alle von uns Vollblut-Weibern!