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Stürmische Zeiten

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Wetter- und Klimaforscher*innen[1]  aus der ganzen Welt trafen einander auch heuer wieder zur allgemeinen Lagebesprechung in Ischgl. Und letzte Woche dann Vertreter*innen aus aller Welt in Dubai, um ausgerechnet den Ölscheichs den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen schmackhaft zu machen. Diese sturmerprobten Forscher*innen und Politikvertreter*innen fürchten sich offenbar vor gar nichts mehr! Dabei sind die Prognosen äußerst unsicher, wenn nicht schon beunruhigend, auch wenn diesmal der Schnee in Ischgl gerade rechtzeitig fiel, um alles schön weiß zu färbeln, und die Klimakonferenz ohne verheerenden Sandsturm endete.

Doch die meisten Menschen kümmert, wenn ihnen der Wind ständig um die Ohren pfeift, sowieso nicht mehr, was „die da oben“ fachsimpeln. Wie aus dem Nichts, scheint es, ist der Sturm aufgezogen. Der „Normalbürger“ fühlt sich seekrank von all den exponentiellen Kurven, handlungsunfähig und verschaukelt. Wo vor kurzem noch eine glatte Wasseroberfläche eine gemächliche Überfahrt in die Zukunft versprach, herrscht plötzlich hoher Wellengang und Windstärke 10. Die Wellen schlagen bedrohlich hoch. In der billigsten Klasse schäumt das Wasser schon vor dem Bullauge. Am Sonnendeck ziehen sich die Reicheren in den Spa-Bereich zurück, schlürfen dort noch wie eh und je Champagner, erledigen ihre Geschäfte und hoffen, dass der Orkan vorüberziehen wird und die Aktien nicht fallen.

Dabei ist das erst der Anfang. Und nicht einmal das. In anderen Weltgegenden ist der Sturm schon durchgezogen und kleinere Schiffe als unser Luxusdampfer sind bereits massenhaft abgesoffen. Wir haben es regungslos in den Medien verfolgt, haben ja nicht geglaubt, dass der zerstörerische Orkan das Mare Nostrum und unser Luxusschiff erreichen könnte. Der Zyklon wandert aber unerbittlich um den Erdball und ist nun auch hier angelangt. Wird auch hier alles und alle von zuunterst bis zuoberst durcheinanderwirbeln. Die kristallenen Champagnergläser werden ebenso vom Tisch gefegt wie die Pappbecher, nur halt etwas später. Denn Klimawandel, Artensterben, unkontrollierte Künstliche Intelligenz, demografische und soziale Verteilungskämpfe, Wirtschaftskrisen und diktatorische Regime mit ihren Kriegen verstärken sich gegenseitig zu einem Jahrhundert-Wirbel, der auch den alten Luxusliner Europa durchrütteln und — wenn nicht alle, wirklich alle an Bord vernünftig und weitsichtig agieren — zum Kentern bringen wird.

Ob unser Schiff es noch in den Zielhafen schaffen wird? Im Rückblick werden wir es wissen.

Immerhin: Die Meteorologen planen schon das nächste Treffen im Folgejahr. Und die nächste Weltklimakonferenz ist ebenfalls fixiert. Und viele, ganz viele kleine Matrosen arbeiten wie wild daran, das Schiff seetüchtig zu erhalten. Wenn das nicht Grund zur Hoffnung ist!?

In diesem Sinne:

Auf ein halbwegs gutes, wenn nicht sogar besseres, Neues Jahr!


[1] Liebe vom Gendern genervte Leser und Leserinnen: Ich werde damit aufhören, sobald einmal wirklich ALLE Menschen in einer grammatikalischen Form nicht nur mitgemeint, sondern auch von jedem Lesenden mitgedacht sein werden. Bis dahin haltet es bitte aus!

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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