Für das Publikum bedeuten Geschichten aus der Schulbehörde immer große Unterhaltung, für Beteiligte freilich ist Amtsverkehr meist unerträglich.
Und nicht immer hilft es, ein Stück aus Kafkas Schloss zu lesen. Vielleicht jene Stelle, wo der Beamte als Behörde im Bett liegt und die Bittsteller in schönem Amtsdeutsch empfängt: „Ich hätte ja auch einen Schreibtisch nehmen können wie die anderen, aber das Bett ist bequemer!“
Aus Oberösterreich wird unter Gelächter gemeldet, dass eine Volksschullehrerin von der Behörde entlassen worden ist, weil sie im Netz als Orgasmus-Queen aufgetreten ist. Dabei hat sie bekleidet und in ganzen Sätzen Informationen zum Gebrauch der Genitalien gegeben und therapeutische Übungen skizziert.
Jetzt lacht einmal das halbe Land, während die tapfere Lehrerin demnächst vor dem Arbeitsgericht auftauchen wird, um bekleidet und in ganzen Sätzen zu erfahren, nach welchen Regeln da gespielt wird.
Zum Ausjudizieren schräger Sachverhalte empfiehlt es sich meist, ähnliche Fälle zu konstruieren und als literarisches Genre „Lehrbeispiel“ vorzutragen.
Fall 1
Eine Lehrerin klopft bekleidet Schweineschnitzel vor der Kamera und posiert als Schnitzel-Queen. Sofort treten religiöse Gruppierungen, die es nicht so mit dem Schweinefleisch haben, und Tierschützende auf, die eben einen kleinen Sieg gegen Spaltböden errungen haben. Sie verlangen die Entlassung der Lehrerin aus dem Schuldienst, weil, … ja weil eben.
Fall 2
Eine Lehrerin, die soeben den deutschen Gesundheitsminister im Fernsehen gesehen hat, schüttet bekleidet vor der Kamera eine Schachtel Globuli in den Ausguss, weil diese keine wissenschaftlich gesicherte Wirkung haben. Sofort verlangen Homöopathen-Vereine ihre Entlassung aus dem Schuldienst, weil das homöopathische Modell ein Kulturgut sei, das selbstverständlich an den Schulen unterrichtet werden müsse.
Fall 3
Zwei verunsicherte Lehrerinnen erzählen sich einen Witz und fragen vorsichtshalber bei der Behörde nach, ob sie ihn eventuell ins Netz stellen dürfen, ohne gekündigt zu werden.
Sie sind beide bekleidet, während sie den Witz erzählen.
Der Witz:
L1: – Dein Mann hat sich den Penis verlängern lassen? Das wird dich aber freuen?
L2: – Nein, er hat es ja nicht wegen mir getan, sondern für sich, damit er beim stehend Urinieren sich nicht so weit vorbeugen muss und das Geschäft relaxed verrichten kann.
Von der Behörde wissen wir noch nichts.
STICHPUNKT 24|06, geschrieben am 12.01. 2024