Afta Grins ist Morgenmoderator von Leck Tirol. Täglich hockt er zu Hause vor dem Mikrophon und sendet, wie er es ein Leben lang gelernt hat.
Wie alle Sendungsmacher am Morgen kriegt er kein Feedback, weil das Publikum während des Frühstück- oder Toilette- Machens keine Zeit hat, dem Geräusch aus dem Regionalstudio zuzuhören.
Seit die Rundfunkgebühren zwangsweise von allen einkassiert werden, hört erst recht niemand mehr zu.
Afta Grins ist sich nicht sicher, ober überhaupt noch was gesendet wird.
Wie auch immer, er funkt jeden Morgen unverdrossen weiter.
– Griassinnen bei Leck Tirol!
Ihr wisst schon, wie man den lahmen Blutdruck vom Vortag wieder in die Höhe bekommt?
Genau, No milk today!
Es folgt No milk today, Zwei Minuten sechsundfünfzig.
Der Songwriter Graham Goudman lebt noch, habe ich gerade gegoogelt
Der Föhn lebt auch noch, wie ihr draußen sehen werdet, wenn ihr überhaupt aufsteht.
Heute erzähle ich euch die vier größten No-Gos der Moderation.
Wir halten uns im Studio streng daran, aber manchmal nicken wir vor dem Mikro weg und dann kommt es zu diesen entsetzlichen Fehlern.
Platz vier
– einen Witz bei offenem Mikro fertigerzählen, bei dem für die Zugeschalteten das Fundament fehlt
Platz drei
– mitsummen eines Ohrwurms, den man gerade dem Publikum hineinpresst
Platz zwei
– sich fürs Zuhören bedanken bei einem Publikum, das durch die Rundfunkgebühr zwangsweise zum Zuhören verpflichtet worden ist
Platz eins
– vor der Verkehrskamera sitzen und sagen, was man darauf sieht
Apropos mitsummen, meine Frau sagt immer, ich soll es lassen, weil sie sonst weinen muss. Und da ich viel privat mitsumme, muss sie viel weinen.
Zu den Nachrichten geht es dann wieder zur vollen Stunde.
Jetzt möchte ich noch das Sudoku der Verletzungen vorstellen, das wir den Winter über immer auf Leck Tirol spielen.
Man nehme Alter, Nationalität, Verletzung und Unfallort, mische sie gut, und schon hat man die täglichen Unfallberichte, die wir als Öffentlich-Rechtlicher Sender ausstrahlen müssen.
Die heutigen Stockerlplätze:
Drei:
Eine zwölfjährige Südkoreanerin stürzte in Waidring und verletzte sich an der Schulter.
Zwei:
Eine fünfzigjährige Katalanin brach sich in Seefeld ein Bein, sie hatte sich zuvor mit anderen Separatisten von Spanien abgespalten.
Eins:
Ein etwa siebzigjähriger Unbekannter brach sich in Wörgl Kopf und Kragen, Zustand und nähere Umstände sind nicht bekannt, aber für Platz eins reicht es.
Und das war es auch schon wieder, haltet Blutdruck und Ohren steif, wenn es morgen wieder heißt: Leck Tirol.
STICHPUNKT 24|14, geschrieben am 08.02. 2024