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Vom Schummeln und Lügen – Der Schauspieler

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Wir schauspielern ja alle gerne, mal besser, mal schlechter, um verschiedene Lebensentwürfe und Situationen auszuprobieren und zu sehen, wie wir am besten „rüberkommen“. Meistens bleiben wir dann aber im Lauf des Lebens in einer Rolle stecken, aus der wir schwer wieder herausfinden. Ein professioneller Schauspieler dagegen liebt es und wird auch dafür ausgebildet und bezahlt, immer wieder in andere Figuren zu schlüpfen, sich in stets neue Lebenssituationen hineinzuversetzen. Was für ein volles Leben, mehr als immer nur ein und derselbe sein zu dürfen!

Ist es da nicht tragisch, wenn ein Schauspieler in einer Rolle so erfolgreich ist, dass er daraus von seinem Publikum nicht mehr entlassen wird? Wenn er auf der Straße nicht mehr der Bürger Hubert Wolf sein und im Theater nicht mehr den klassischen Helden spielen kann, ohne dass ihn alle sofort als Max Putz vom XXXLutz erkennen? Sein finanzielles Auskommen ist durch die Werbeserie zwar gesichert, der Hamlet wird ihm aber wahrscheinlich nicht mehr angeboten. Tragisch in seiner Filmrolle gefangen blieb zum Beispiel auch Pierre Briece. Er verstarb als ewig unsterblicher Winnetou. Besser, er wäre im dritten Teil echt gestorben, um sich den Rest seines Lebens als Un-Person zu ersparen.

Oder wie wird es wohl dem Schauspieler ergehen, der täglich zur Hauptsendezeit als Viagra-Werbeträger auftritt? Man kann sich die blöden Sprüche vorstellen, die ihn an jeder Bar erwarten. Wahrscheinlich sitzt er allabendlich einsam zuhause, verflucht sein Schicksal und schminkt sich bis zur Unkenntlichkeit, um noch in den Spiegel blicken zu können, ohne sogar dort seiner unselig impotenten Rolle begegnen zu müssen. Macht so das Leben mit sich selbst noch Spaß?

Aber es gibt auch andere, die haben sich in ihr Schicksal gefügt und sind für immer zu ihrer Rolle geworden, wie etwa Arnold Schwarzenegger oder Ronald Reagan, die sogar noch als ganz reale Politiker darin verharrten. Die wollten allerdings wahrscheinlich auch niemals Hamlet oder sonst etwas Interessantes spielen. — Glücklich also der, der mit einem so einfachen Leben zufriedengibt? Selig jedenfalls, wer mehr als nur ein Leben wirklich leben darf.

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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