Liebe ist persönlich
Bei einem Essen mit Freunden kam das Gespräch auf den Tod; das lag vor allem daran, dass der Vater der Gastgeberin erst wenige Woche zuvor gestorben war, und der Schmerz noch tief saß und besprochen werden wollte.
Man fragte mich also, wie ich mir das „Leben nach dem Tod“ vorstellte, ob wir tatsächlich in den Himmel kämen, oder die Hölle; ob Gott uns persönlich am Eingang seines Hauses erwartete und darin eine Wohnung zuwies; ob unser Platz am Tisch des Herrn solange frei blieb, bis man stürbe, oder inzwischen an jemanden anderen ginge, usw.?[1]
Im ersten Moment war ich davon wie überrollt und erbat mir deshalb ein paar Minuten Bedenkzeit, aber nicht etwa, weil ich mir in der Sache unsicher war, sondern mir ehrlicherweise die passenden Worte dafür fehlten: „Was passiert, wenn man stirbt? Wie sieht Gott aus? Wie fühlt sich der himmlische Friede an?“
Letzten Endes hatte ich folgende Antwort parat: Ich glaube daran, dass wir, nachdem wir gestorben sind, unmittelbar Gott begegnen, der aber bestimmt kein alter Mann mit weißem Bart ist. Vielmehr begegnen wir ihn in derselben Weise, wie wir gelebt haben; umso mehr Liebe wir gaben, umso größer und umfangender wird die Liebe des Himmels für uns sein; je weniger, desto weniger. Und je größer die Liebe derer für uns ist, die uns betrauern, desto größer wird auch die Gnade sein, die wir empfangen werden, und welche uns mit der göttlichen Liebe vereint.
Prompt kam darauf die Entgegnung: Aber was ist mit dem persönlichen Gott?
Ich antwortete, dieses Mal schneller: Die Liebe ist persönlich, und Gott ist die Liebe! Außerdem, was hat Jesus über den letzten Tag gesagt: „Was ihr für den Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.“[2]
Was ich damit sagen will: Im Tod erfüllt sich unser Leben, und wer das Leben so geführt hat, dass er Liebe gegeben und erhalten hat, der wird auch Gottes himmlische Liebe empfangen, auf ewig.
(Post Skriptum: In einigen Tagen ist Allerheiligen/Allerseelen; gedenken wir aller Verstorbenen, und beten wir für sie, indem wir für das Gute danken, das wir durch sie erlebt haben, und ihnen das Schlechte verzeihen. Liebe heißt nämlich auch zu verzeihen, im Leben wie im Tod. Und nur die Liebe führt uns näher zu Gott.)
Martin Kolozs, 24. Oktober 2016
(Die nächste Folge erscheint zur Monatsmitte November 2016)
[1] Vgl. Joh 14,2-3
[2] Vgl. Mt 25,31-46
Ihr Text beschäftigt mich sehr. Die Konsequenzen göttlicher Gnade sind für uns Menschen schlicht nicht greifbar.
Deshalb hätte eine sehr persönliche Frage. Ein Mensch der onaniert [1], sich also nur der eignen Lust wegen selbst befriedigt, wird dieser Mensch erblinden oder gar mit schlimmeren göttliche Strafen zu rechnen haben?
Lässt sich das aus theoligischer Sicht schlüssig beantworten oder ausschließen?
[1] Gen 38,8-10