Du fragst mich, was Glaube ist #20

15. November 2016
1 Minute Lesezeit

Einer für alle, alle für einen
Zu dem folgenden, kleinen Gedanken wurde ich durch eine Predigt inspiriert, die ich am Gedenktag des Apostels Karl Borromäus (4. 11.) hörte; außerdem wird der Heilige mit einem Buch als Attribut dargestellt, was mich grundsätzlich für ihn einnimmt.
Wie auch immer; in der Homilie ging es u. a. um die ersten Jünger, die Jesus berufen hat[1], darunter Fischer, Zöllner, politische Aktivisten (Zeloten) usw. Ein bunter Haufen würde man heute vielleicht sagen, jedenfalls eine Gruppe sehr unterschiedlicher Charaktere und Charismen.
Sie stellen gewissermaßen die erste Glaubensgemeinschaft dar, und, wenn man es mit Begriffen nicht allzu streng nimmt, dann waren sie auch die erste „Kirche der Christen“.
Was sagt uns das?
Ich meine, es soll bedeuten, dass in der Kirche jede/r Platz findet, denn Jesus selbst hat Menschen von unterschiedlicher Herkunft, Weltanschauung usw. um sich versammelt. Er wollte niemanden ausschließen, alle waren ihm willkommen, selbst die, die auf den ersten Blick ungeeignet erschienen: „Folge du mir nach!“[2]
Ähnliches lesen wir im Brief des Apostels Paulus an die Römer: „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern darauf bedacht zu sein, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat. Denn wie wir in einem Leib viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander. Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben nach der uns verliehenen Gnade, so lasst sie uns gebrauchen …“[3]
Mit anderen Worten heißt das: Glaube bedeutet, seine eigenen Fähigkeiten usw. im Namen Jesu Christi und der Nächstenliebe einzusetzen; keinem ist dabei ein Vorteil zu geben, sofern es zum Guten bestimmt ist. Und Kirche bedeutet überdies, ein Ort zu sein, wo alle Kinder Gottes sich aufgenommen fühlen, weil sie angenommen werden, wie sie sind.
Martin Kolozs, 7. November 2016
(Die nächste Folge erscheint zum Monatswechsel November/Dezember 2016)
[1] Vgl. Mk 1, 16-20; Lk 5,1-11; Joh 1,35-51; et al.
[2] Joh 21,22
[3] Römer 12,3-6

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