Das Kreuz ist heilig
Kaum ein anderes Symbol ist gegenwärtig derart in der Kritik; ob mit dem Corpus Christi (Kruzifix) oder ohne, das Kreuz hat seine Gegner und – leider auch – seine Verächter!
Es ist zu grausam, heißt es, und macht den Kindern Angst!
Es ist ein Sinnbild der Unterdrückung, heißt es, und der gewalttätigen Mission!
Es hat als religiöses Zeichen keinen Platz in unserer modernen, säkularisierten Welt, heißt es, und muss von den Schulwänden, aus den Gerichtssälen, kurz: aus dem öffentlichen Raum verschwinden.
Ich will mich im Einzelnen gar nicht auf diesen Kampf einlassen; die Argumente dafür und dagegen sind hinlänglich bekannt und werden noch in Zukunft eifrig diskutiert werden – wie ich meine: zum Schaden aller!
Aber ich habe letztens eine Geschichte gehört, die mir gerade vor Ostern, wenn wir Christen uns an die Passion und den Kreuzestod Jesu erinnern, als sehr passend erscheint; eine kurze Historie, welche denjenigen Mut und Kraft geben soll, für die das Kreuz heilig und somit unantastbar ist!
1856 haben Archäologen auf dem Hügel Palatin in Rom die früheste Kreuzesdarstellung entdeckt; sie datiert aus dem Jahr 125 n. Chr. und ist nach heutiger Benennung eine „Karikatur“, die etwa mit einem Nagel oder Messer in den Wandverputz eines antiken Hauses geritzt wurde. Sie stellt einen Mann dar, der zu einem gekreuzigtem Esel aufblickt, und darunter steht: „Alexamenos sebete theon“ – Alexamenos betet (seinen) Gott an.
Es ist eindeutig, was mit diesem „Spottkreuz“ gemeint war: An Jesus Christus, den gekreuzigten Sohn Gottes zu glauben, an seine Frohbotschaft, ist eine Eselei, eine Dummheit und bar aller menschlicher Vernunft.
Schön und gut; aber die Archäologen haben noch etwas anderes gefunden: Unweit dieses „Spottkreuzes“ fanden sie eine weitere Kritzelei, die wohl von Alexamenos selbst stammt; sie lautet: „Alexamenos fidelis“ – Alexamenos ist treu; oder: Alexamenos bleibt gläubig!
Dieses Bekenntnis ist so einfach wie vorbildlich; damals und heute: Der Gläubige bekennt sich, trotz des Spottes und Hohnes seiner Mitmenschen; er nimmt im Kleinen jenes Kreuz auf sich, an welchem Gottes Sohn für uns gestorben ist, und sieht darin das Symbol unser aller Erlösung; ein Symbol, das besonders zu Ostern seine volle Bedeutung erlangt; zum Fest der Auferstehung und der Vergebung der Sünden; das Zentrum unseres christlichen Glaubens.
Auf das Kreuz zu verzichten, hieße also, unseren Glauben zu verleugnen, und das dürfen wir nicht, wenn wir in Gott bleiben wollen, denn „wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen.“[1]
Martin Kolozs, 12. April 2017
(Die nächste Folge erscheint zum Monatswechsel April/Mai 2017)
[1] 2. Timotheus 2,12