Du fragst mich, was Glaube ist #33

16. Juni 2017
1 Minute Lesezeit

Glauben heißt fragen
Dass Glaube nichts mit Wissen zu tun hat, besagt schon ein altes Sprichwort, das ich seit Kindesbeinen an höre; und in letzter Zeit wird mir auch immer wieder gesagt, zu glauben wäre im Allgemeinen recht unvernünftig usw.
Diese und jene Aussagen aus der kürzeren Vergangenheit haben mich nachdenken lassen, über den Glauben im Großen und Ganzen und die vermeintliche Tatsache, dass man, wenn man gläubig ist, ein unkritischer Geist, ein leicht zu manipulierender Mensch, ja, eine Person ist, die nichts hinterfragt.
Ich sage: Nein, das stimmt nicht! Ganz im Gegenteil: Wer glaubt, fragt (sehr wohl)! Nach Sinn und Zweck des Lebens, seinem Ursprung und die Lebensfrage schlechthin: Sind wir allein und ganz auf uns selbst verworfen?
Zugegeben, es ist eine andere Art des Fragens, eine die im Vertrauen auf Antwort hofft, oder anders gesagt: die Antworten hört (will sagen: wahrnimmt), welche nach empirischen Gesichtpunkten zwar keine Beweise darstellen, aber im menschlichen Kontext, wo Liebe und das Fühlen überhaupt eine große Rolle spielen, von starker Überzeugungskraft sind.
Was ich eigentlich damit sagen will, ist: Ein bestimmt sehr wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Aspekt des gelebten Glaubens ist das (Hinter-)Fragen. Denn der Gläubige ist kein Roboter, der willenlos Befehle ausführt, oder ein geistloser Lehmkörper, der tut, was so und so schon immer getan wurde, ohne ein Gespür dafür zu entwickeln, was im Hier und Jetzt vonnöten ist. Nicht umsonst heißt es: „Nicht aufhören soll der Suchende zu suchen, bis er findet!“[1]
Martin Kolozs, 16. Juni 2017
Die nächste Folge erscheint zum Monatswechsel Juni/Juli 2017


 
[1] Thomas 2 (apokryphes Evangelium)

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Vorheriger Artikel

Generation Kinder Schokolade an der Macht

Nächster Artikel

Ein Aufruf zum Dokumentieren

Latest from Leben

kath.net und andere Sünden

Es wurde schon viel kritisiert. Die meisten Menschen kümmert es kaum. Das katholische Nachrichtenmagazin kath.net floriert und verstreut seine Hetzbotschaft in Österreich, Deutschland und

Happy Birthday!

Ich reihe mich hiermit bescheiden ein in die lange Reihe prominenterer Gratulanten: Happy Birthday und viele weitere gesunde und aufregende Jahre, mein Freund!
Photo by Patrick Schneider on Unsplash

Port und Nippel

Wie ich ins Krankenhaus gekommen war, darüber habe ich hier schon geschrieben. Nun soll es um die physische Seite der Geschichte gehen.
Photo by Patrick Schneider on Unsplash

Finstere Wochen

Unser Autor richtet seinen Blick zurück aufs Leben. In einer schier unvorstellbaren Situation.

Könnte auch spannend sein

Politische Amtszeiten begrenzen!

Eine Begrenzung von politischen Amtszeiten hätte zwei ganz entscheidende Vorteile.
(c) Helmuth Schönauer

Alpentiere

Manche Artikel muss man als Glossist schnell schreiben.
(c) Michael Baumgartner

The power of being nice VI

oder warum Gewalt nie eine Lösung ist.