Lebe deinen Traum. Folge deinen Träumen. Habe den Mut aufzubrechen, die Zelte in deiner Heimat abzubrechen. Wenn deine Heimat dich daran hindert, das zu sein, was du sein willst, dann ist es möglicherweise nicht deine wirkliche Heimat. Klar, deine Wurzeln wirst du nicht vergessen, aber deine Träume erfüllen sich möglicherweise anderswo, in einem fernen Land. Du wirst noch einmal von neuem anfangen müssen.
Es ist mittlerweile schwer nachzuvollziehen was zuerst da war. Solche Denkmuster oder Casting-Shows, die einem einredeten, dass man es schaffen könnte. Schauspielschulen, die einem versprachen, dass, wenn man weit weg zieht und mit den richtigen Studios und Coaches arbeitet, der richtig große und weltweite Durchbruch bevorsteht. Solche Heilsversprechen sind im Heute omnipräsent.
Diese basieren grundlegend immer auf ähnlichen Mechanismen. Sie suggerieren, dass es „Anderswo“ besser ist und signalisieren, dass deine Träume in diesem „Anderswo“ erfüllt werden könnten. Das verursacht Ruhelosigkeit, aber auch den Antrieb, es schaffen zu wollen. Es schaffen zu können, wenn man nur hart genug dafür arbeitet. Der Traum wartet auf einen, man muss es nur wirklich wollen und die Mechanismen der Show-Branche verinnerlichen.
Alina Mischi ging für ihre Träume nach Los Angeles
Besonders interessant und greifbar wird es, wenn man sich Tirol als Ort der Verwurzelung und der Heimat vorstellt. Ganz konkret wird es durch die Etablierung einer Person in dem Diskurs der möglichen Erfüllung der Träume und Sehnsüchte. In diesem Fall ist es Alina Mischi, auf deren Geschichte ich aufmerksam wurde. Ihr Lebensweg ist nicht geradlinig und sehr unstet. Und ja: Sie möchte als Schauspielerin in Los Angeles arbeiten.
Wohl nicht als einzige junge Frau. Vermutlich gefangen zwischen zwei Diskursen: Dem Diskurs der Selbstverwirklichung und der Hoffnung, endlich das sein zu können, was man wirklich ist. Und andererseits dem Diskurs, dass ausgerechnet die entfremdenden Mechanismen der Schauspielwelt dazu beitragen könnten.
Sie selbst beschreibt ihren Weg nach Los Angeles als ziemlich unkonventionell. Sie ist erst letzten Oktober 21 Jahre alt geworden und hat dennoch schon in bereits fünf anderen Ländern zuvor gelebt. Die Unterstützung ihrer Eltern für ihren Schauspiel-Traum in Los Angeles sei ausgeblieben, weshalb sie sich das alles selbst finanziert hätte.
Begonnen habe alles mit 9 oder 10 Jahren, als sie ihre Eltern überzeugen wollte, dass ein Auslandspraktikum in Amerika eine feine Sache sei. Über den „Rotary Club Goldenes Dachl“ ist sie dann schließlich mit 15 über ein Austauschprogramm dazu gekommen nach Kanada fliegen zu können. Das war immerhin nach Amerika ihre zweite Wahl.
Es ging nach Halifax. Dort spielte sie in zwei kleinen Projekten mit und fing Feuer. „Seit damals weiß ich, dass ich nichts anderes will“, wird sie nicht müde zu betonen. Nach 12 Monaten musste sie dennoch zurück nach Österreich, seit arbeitete fast Vollzeit neben der Schule, um sich ihren Traum finanziell erfüllen zu können. Dann endlich: Eine Agentur in Berlin, immer wieder kleinere Rollen in Filmprojekten in Deutschland und Österreich.
Es folgte ein Aufenthalt in Cannes, bevor sie beschloss nach Berlin zu ziehen. Das Gefühl nicht in Deutschland Schauspielerin sein zu wollen blieb allerdings. Weshalb es sie auch mit 21, also erst vor wenigen Monaten, dahin zog, wo sie das Zentrum des Schauspieles vermutete: Nach Los Angeles. Und tatsächlich wurde sie einem Schauspielstudio ebendort aufgenommen.
Sie selbst sagt über die Zeit dort: „Meine Zeit in LA bestätigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe mich noch nirgendwo so wohl gefühlt, wie in diesem Schauspielstudio und in dieser Stadt. Es ist überwältigend, wie talentiert die Schauspieler sind mit denen ich dort arbeiten darf. Ich habe noch nie so und so viele Menschen getroffen, die ihre Träume verwirklichen wollen!“
Da ist er also wieder. Der Diskurs vom Traum. Die Hoffnung darauf, diesen zu erfüllen. Und dabei ganz bei sich selbst zu sein und somit sowohl seinen Träumen als auch seinem eigenen Sein und seiner Bestimmung ganz nahe zu kommen. Das klingt nach einem komplexen, vielleicht unmöglichen Unterfangen.
Aber es ist denkbar, dass man die eigene Skepsis hintanstellen sollte. Und stattdessen Alina Mischi viel Erfolg wünschen sollte. Sie hat es geschafft dem heimeligen, manchmal einlullenden Tirol zu entkommen und lebt mit ihren 21 Jahren in Los Angeles. Das erfordert Mut, Konsequenz und Durchsetzungskraft.
Es ist sehr gut möglich, dass man in Zukunft noch sehr viel mehr von Alina Mischi hören und vor allem sehen wird. Und dass sie es trotz der beinharten Mechanismen vor Ort in Los Angeles schafft, ganz sie selbst zu bleiben. Man sollte ihre angehende Karriere im Auge behalten.
Zum Reinschauen
AlinaMischi from Alina Mischi on Vimeo.
Titelbild: Robert Schultze