Best Ager: Konjugieren mit den Variablen

13. November 2017
1 Minute Lesezeit

Text von Giovanna Rossi


Ein Mann. Ein „Best Ager“. 50 plus. Gut aussehend. Sportlich. Makellos durchtrainiert. Alle lockigen-dichten-dunklen Haare noch am Kopf. Auf den wohlgeformten Lippen ein charismatisches gewinnendes Lächeln. Die Brutpflege für abgeschlossen, die Ehe für gescheitert erklärt. Das Lächeln wird in der Gegend großzügig verschenkt. Nicht ohne eine entsprechende Reaktion. Man(n) betreibt eine Marktanalyse „LIGHT“ quasi: „Was wäre ich noch am „Singlemarkt“ wert?“ Das Lächeln wird dankend erwidert – als einzig logische und plausible Konsequenz. Es folgt ein Annäherungsversuch.
Erstes Treffen. Man(n) arrangiert einen perfekten Abend mit selbst gekochtem Essen. Er zündet sogar viele Kerzen an. Eine Überdosis Romantik. Es kommt, wie es kommen muss. Der erste zaghafte Kuss. Es wird immer inniger. Die Berührungen sind fordernd und sowas von heiß. HALT! STOP! Die Leser, die hier auf eine wilde Sex-Szene mit heftigem Gestöhne, verrenkte Gliedmaßen & Co hoffen -> FEHLANZEIGE! Es hat keine stattgefunden. WARUM? Frau ist schließlich nicht „leicht zu haben“ und entzieht sich den Liebkosungen. Frau hat dafür ihre „guten Gründe“. Sie möchte am nächsten Tag nicht mit einem emotionalen Kater aufwachen. Zu viel an Nähe schafft Distanz. Eine Überdosis an Emotionen. Das Verlangen dort weiterzumachen, wo man/frau aufgehört hat, ist da und schmerzt.
Ein Verzicht kann nicht jedes Mal auch ein Gewinn sein. Nicht in diesem Moment. Frau nuschelt etwas vom „wir dosieren es lieber homöopathisch“ und geht. Der „Tag ohne emotionalen Kater danach“ folgt. Es entwickelt sich nichts weiter. Er teilt ihr in einer beschwichtigenden Nachricht mit, dass er „eh nicht zu haben wäre“, da er seit Jahren den Geliebten einer verheirateten Frau mimt. Er konjugiert mit den Variablen. Er kokettiert mit dem Möglichen, statt das Volle zu nehmen. Er pickt sich aus der zweiten Reihe die Rosinen aus dem Kuchen raus und hat es schön. Ohne den Alltags-Scheiß. Man(n) ist glücklich. Aber frei-glücklich. Weil in diesem Fall „GLÜCK“ die Abwesenheit von Unglück heißt. Wann ist es passiert und vor allem WARUM? WAS? … dass wir es nicht (mehr) zulassen wollen… dass jemand in unser Leben unabsichtlich purzelt und mit voller Absicht bleibt. Mit allem rundherum.

Titelbild: (c) Depositphotos

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